Forst

Die Brotbüchse für Pferde

Im Sommer Weidegras, im Winter Heu – der Grundspeiseplan von Pferden scheint recht simpel. Doch wo für den Menschen längst eine ganze Lebensmittelindustrie High-Tech-Nahrung entwickelt, erfanden findige Köpfe auch fürs Pferd eine hochwertigere Alternative zum Heu. Boxgrass heißt sie und wird deutsch, mit kurzem S ausgesprochen. Boxgrass ist frisch und haltbar verpacktes Gras in 25-Kilogramm-Packen, dessen Liste von Vorteilen sich so liest: staubfrei und somit atemwegsfreundlich, eiweißarm, rohfaserreich, mineralstoffhaltig, im Freien lagerbar und die Verpackung ist recyclebar. Einige Landwirte haben eine ertragreiche Nische mit dem Anbau gefunden.

Erfunden hat und patentiert hat das Spezialfutter der Landwirt Fritz Böckmann vor 21 Jahren. Heute kümmert sich Torsten Riedemann auf seinem Hof in Sulingen nebenbei um die Boxgrass-Belieferung des deutschen Nordens, für den Süden ist ein Hof in Großlangheim zuständig. Fünf bis sechs Leute sind während der Erntezeit in Sulingen im Familienbetrieb auf 35 Hektar beschäftigt, das Boxgrass zu erzeugen.

Es ist ein Nischenprodukt, doch an Abnehmern unter Züchtern und Pferdesportlern mangelt es nicht. Die werden vor allem durch Mundpropaganda, Fachzeitschriften und Messeauftritte erreicht. „Wir liefern direkt an die Endkunden und haben viele Stammkunden. Das Landgestüt Celle zum Beispiel ist unser Aushängeschild,« berichtet Riedemann. Aber auch im näheren Ausland gibt es einige Abnehmer – den weitesten Weg haben die Futterpacken nach Südfrankreich. Ausländische Interessenten werden oft durch Turnierreiter aufmerksam, die das Boxgrass mit auf Reisen nehmen, berichtet Riedemann. Angebote für die Lieferung nach Dubai oder gar den Anbau in Syrien musste er aber ausschlagen – zu viele Unsicherheiten bei Anbau und Lagerung im jeweiligen Klima.

Nebengeschäft mit Qualitätsanspruch

Es gibt durchaus auch Konkurrenz für Boxgrass – Powergras zum Beispiel, oder Produzenten, die ähnliches Futter von ausländischen Weiden holen. Torsten Riedemann macht das aber weniger Sorgen. Er vertraut nicht nur auf das Patent des eigenen Produkts, sondern setzt vor allem auf Qualität. „Sicher könnte man die Verkaufszahlen noch hier und da steigern,“ sagt er, „Doch dann werden wir abhängiger von externen Einflüssen wie dem Wetter und am Ende leidet womöglich die Qualität des Futters. Das können wir uns nicht leisten, denn bei uns stehen die Kunden auf dem Hof und wir müssen ihnen in die Augen sehen.“ Besonders stolz ist er auf die Kooperation mit der „Klinik für Pferde“ in Sottrum, denn: „Wenn ein Tierarzt unser Futter benutzt und empfielt, kann es nicht ganz schlecht sein.“

Auch wenn der Anbau von solchem Futter wenig Probleme bereitet, Einsteigern macht der Landwirt wenig Hoffnung. Man könne zwar von Anbau und Verkauf leben, aber bis das Geschäft läuft, waren allein bei Erfinder Böckmann viel Geld und Zeit nötig. „Man braucht Maschinen, die nötige Anbaufläche und zahlt viel Lehrgeld für das Ausprobieren, allein bei der Verpackung. Das baut man nicht mal eben so auf“, weiß Riedemann.

2 Gedanken zu „Die Brotbüchse für Pferde

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