Erträge und Ernährungssicherheit: Globale Studie sieht Zukunft in diversifizierter Landwirtschaft
Ein internationales Forscherteam hat untersucht, inwiefern sich Diversifizierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft auf Erträge und die Ernährungssicherheit auswirken.
- Großangelegte Studie der Universitäten Hohenheim und Kopenhagen
- Forscher: Vielfältige Landbewirtschaftung zahlt sich aus
- Beispiel Agroforstwirtschaft
- Negative Auswirkung diversifizierter Landwirtschaft
Die Universität Hohenheim und die Universität Kopenhagen haben in einer großangelegten Studie untersucht, welche Auswirkungen eine diversifizierte Landwirtschaft auf Erträge und die globale Ernährungssicherheit hat. Die Wissenschaftler verstehen darunter eine Mischung aus Viehhaltung, Ackerbau, die Integration von Blühstreifen und Bäumen sowie unter anderem auch Maßnahmen zum Wasser- und Bodenschutz. Prof. Dr. Ingo Grass von der Universität Hohenheim und seine Kollegin Prof. Dr. Laura Vang Rasmussen von der Universität Kopenhagen, die das 58-köpfige Forschungsteam leiteten, ziehen ein klares Fazit: „Lassen Sie Monokulturen und industrielles Denken hinter sich und diversifizieren Sie die Art und Weise, wie Sie Landwirtschaft betreiben – es zahlt sich aus.“
Forscher: Vielfältige Landbewirtschaftung zahlt sich aus
Die Wissenschaftler sind selbst von den eindeutigen Ergebnissen überrascht, wie sie betonen: „Während wir nur sehr wenige negative Folgen einer landwirtschaftlichen Diversifizierung feststellen konnten, gibt es viele bedeutende Vorteile.“ Dies gelte insbesondere, wenn zwei, drei oder mehr Maßnahmen kombiniert werden. „Je mehr, desto besser, vor allem, wenn es um die biologische Vielfalt und die Ernährungssicherheit geht“, so die Forscher. Die größten positiven Effekte fanden die Studienautoren bei der Ernährungssicherheit, dicht gefolgt von der biologischen Vielfalt. Darüber hinaus verbesserten sich auch soziale Aspekte, wie das Wohlbefinden deutlich. Unter den zahlreichen Strategien hatten die Diversifizierung der Tierhaltung und die Erhaltung des Bodens die stärksten positiven Folgen.
„Ein Beispiel sind Obstbäume, die in Maisfeldern in Malawi gepflanzt werden und den Bauernfamilien helfen können, sich besser zu ernähren und ihre Ernährungssicherheit zu erhöhen“, erklärt Prof. Rasmussen. „Einerseits, weil sie die Früchte selbst essen, andererseits aber auch, weil die Bäume ein zusätzliches Einkommen generieren, wenn die Früchte auf dem Markt verkauft werden – ein Einkommen, das den Kleinbauern Kaufkraft für andere Lebensmittel verschafft.“ Andererseits haben schon frühere Studien gezeigt, dass Baumreihen in Getreidefeldern – sogenannte Agroforstwirtschaft – durch die Bildung von Humus und Feuchtigkeit die Kulturen Dürrephasen besser überstehen lassen und so den Ertrag steigern.
Negative Folgen der diversifizierten Landwirtschaft sehen die Forscher als vorübergehend
In der Studie konnten die Forschenden nur sehr wenige messbare negative Folgen von Diversifizierungsbemühungen feststellen. Eine davon betraf Maßnahmen zur Steigerung der strukturellen Vielfalt auf landwirtschaftlichen Betrieben, wie beispielsweise das Anpflanzen von Hecken und Bäumen. Diese Aktivitäten können landwirtschaftliche Betriebe speziell im Hinblick auf das Wohlbefinden – oder die Lebensqualität – beeinträchtigen, doch handelt es sich dabei möglicherweise um eine Übergangszeit.
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, was der Grund dafür ist. Aber es könnte an dem erhöhten Arbeitsaufwand liegen, der für das Pflanzen und die Pflege von Hecken und Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen erforderlich ist“, so Prof. Rasmussen. Dies könnte sich laut der Wissenschaftlerin negativ auf das Wohlbefinden auswirken. „So dauert es lange, bis sich Bäume für landwirtschaftliche Betriebe auszahlen. Schon das Pflanzen der Bäume fordert einen sofortigen Tribut, und es dauert Jahre, bis die Früchte geerntet werden können“, vermutet die Forscherin.
Die ganze Studie kann auf der Internetseite des Wissenschaftsmagazins Science abgerufen werden (englisch).
Foto: Claire Kremen/University of British Columbia