Forst

Das ganz persönliche Feinschmecker-Ei

Auch Kleinvieh bringt Ertrag: Die Wachtelzucht für die Eierproduktion ohne den Einsatz von Massentierhaltung ist kein leichtes Unterfangen und braucht viel Geduld und Ehrgeiz. Ein Sachse hat die Herausforderung angenommen.

Bernd Höhne hat sich ganz bewusst für die Produktion von Wachteleiern entschieden, trotz des schwierigen Marktes. Er hat eigene Marktforschung betrieben und die Reaktionen auf das Produkt mit Proben von gekochten Wachteleiern getestet. Und die Reaktionen waren durchweg positiv. Doch nicht nur der Geschmack und der im Vergleich zum Hühnerei höhere Nährwert seien charakteristisch für das Produkt, sagt der Züchter. Auch das Aussehen sei etwas Besonderes – vor allem für Dekozwecke auf Gourmet-Tellern oder für Büffets.

Seit November 2007 betreibt Höhne seinen eigenen Wachtelhof in Priestäblich auf dem sächsischen Land und verkauft die Eier seiner rund 2000 Legewachteln. Der Erfolg ist hart erarbeitet: „Es ist schwierig, sie zu vermarkten. Man muss viel Werbung machen und an die Kunden herantreten. Und man muss Durststrecken überstehen können. Aber Qualität setzt sich durch“, sagt Höhne, der mit dem Auto wöchentlich eine Runde durch Leipzig dreht und Abnehmer beliefert. Gemüseläden zum Beispiel, die die Eier in der 12er-Packung in Kommission verkaufen. Nicht abgesetzte Ware nimmt Höhne wieder zurück. Anders geht es nicht, sagt er, sonst wäre den Abnehmern das Risiko nicht verkaufter Ware zu hoch.

Wo der Erzeuger noch selbst ans Telefon geht

Die sächsischen Eier sind zwar teurer als die Ware aus Frankreich, die im Supermarkt direkt neben dem Gemüseladen verkauft wird. Doch die Käufer kommen trotzdem. Die persönliche Note ist es, die dafür sorgt, glaubt Höhne. Die Tatsache dass sein Name und die Telefonnummer auf der Packung stehen. „Die Leute rufen an und fragen nach Rezepten oder der Herkunft der Eier. Viele kannten Wachteleier vorher nicht. Eine Kundennähe ist also da und die ist auch wichtig«, sagt er.

Seine Leipziger Liefer-Tour beruht auf dieser Nähe: Zwei Drittel seiner Abnehmer sind Stammkunden, vieles passiert zudem durch Mundpropaganda. Auch Restaurants und das „Congress Center“ der Leipziger Messe kaufen bei ihm. An die liefert Höhne zubereitungs- oder verzehrfertige Ware – also geschälte Eier. Das Schälen und die anderen Arbeiten auf dem Wachtelhof lassen sich prinzipiell allein bewältigen, auch wenn die Tochter hier und da hilft. Anstrengender wird es zu Ostern, da steige die Nachfrage. Aber auch das ließe sich planen.

Noch läuft der Wachtelhof als Investition, aber prinzipiell könne man eines Tages von der Wachtelzucht leben, sagt Höhne. Damit das möglichst bald der Fall ist, plant er eine Verkaufsrunde im Berliner und Potsdamer Raum und erschließt auch weitere Geschäftsfelder. Der Direktvertrieb etwa ist in Arbeit. Die Überproduktion an Eiern fließt heute schon in den Wachteleierlikör einer Firma aus der Region. Zudem verkauft Höhne auch Jungtiere an andere Züchter nach dem Motto „lieber kaufen sie sie bei mir, als anderswo“. Viele, so sagt er, ließen die kommerzielle Zucht auch wieder sein – sie sei zu aufwändig. Zumal ein Geschäftsfeld für kleine Züchter unerschlossen bleibt: Die Fleischproduktion lohnt sich für Höhne nicht: „Das klappt nur mit Massentierhaltung in großen Betrieben.“

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