Forst

Wie ein Sachse in Kanada seine Liebe zu den Bisons entdeckte

Seit 11 Jahren betreibt Frank Selka in Neukieritzsch bei Leipzig seine Buffalo-Ranch. Angefangen hat er mit 20 importierten Tieren auf 30 Hektar rekultivierter Tagebaufläche. Heute stehen 200 Muttertiere mit ihren Kälbern auf über 200 Hektar Weidefläche. Pro Jahr lässt Frank Selka bis zu 100 Bisons im eigenen Betrieb schlachten und zerlegen. Fleisch und Wurst werden im Hofladen, an die Gastronomie und den Großhandel verkauft. Außerdem vermarktet Selka Lebendtiere, Felle, Schädel und Präparate. Zusammen mit seinem belgischen Partner bringt es auf 600 Muttertiere und ist damit eine Größe im europäischen Bison-Geschäft.

Dabei war Frank Selkas Weg alles andere als geradlinig. Der gebürtige Zwenkauer stammt aus einer Gastwirtsfamilie. Schon der Urgroßvater war Wirt im „Roten Ochsen“ in Stolpen. Doch den jungen Frank zog es schon bald in die Ferne. 1979 konnte er mit seiner ersten Frau „in den Westen“ ausreisen. Obwohl ihn Freunde für verrückt erklärten, gründete der umtriebige Sachse mitten in den pfälzischen Weinbergen sein Restaurant „Sächsischer Hof“. Das lief überraschend gut, weil „ganz in der Nähe in Ludwigshafen viele aus dem Osten arbeiteten, die schon in den 50ern abgehauen waren und es bei BASF zu etwas gebracht hatten“, erinnert sich Selka. Die deftig-sächsische Kost lockte Gäste sogar aus Frankfurt und Bonn an.

Als die Mauer fiel und der Osten nicht mehr so exotisch fern war, packte Frank Selka erneut das Fernweh. Noch weiter gen Westen sollte es gehen. Kanadas Wildnis, weite Prärien und endlose Highways lockten. Am Highway 96, nördlich von Vancouver, wartete damals ein Restaurant und Hotel im Blockhausstil auf neue Betreiber. Die kamen aus Sachsen und wurden schnell heimisch. Der Kontakt zu den Bisons entstand dann von selbst. Gern erinnert sich Frank Selka an seinen alten Freund und Lehrmeister Albert, einen der ersten Weißen, der Bisons in Gefangenschaft halten durfte. Doch das Glück der Selkas in der neuen Heimat dauerte nicht lange. 1999 wurde Frank Selkas Frau von einem der endlos langen „lumber trucks“ (Holztransporter) angefahren und tödlich verletzt. Daraufhin beschließt Selka nach Sachsen zurückzukehren.

Für den dritten Neuanfang hat er eine Idee: Bisons in Sachsen. Ganz in der Nähe seiner alten Heimat kann Frank Selka ein Stück rekultivierten Tagebau kaufen. Auf diesen 30 Hektar in Neukieritzsch begründete Selka mit Bisons aus Kanada, Fanganlagen aus den USA und Drahtzäunen aus England seine Bison-Zucht. Heute heißt das Gelände Buffalo-Ranch und ist das „Besucherzentrum“ mit Hofladen, Schlachterei und Grillhütte. Die Mehrheit seiner Bisons weidet sicher eingezäunt auf abgelegenen Tagebauflächen in der Umgebung. Die Hauptaufgaben des Bison-Züchters beschreibt Frank Selka mit Zuschauen und genau Hinschauen. Täglich müssen die Bestände kontrolliert und beobachtet werden. Genug Arbeit für Selka und einen festen Mitarbeiter. „In der direkten Umgebung geben die Bisons noch 20 Leuten Arbeit“, schätzt
Selka.

Die bis zu einer Tonne schweren Bisons können bis zu 60 Stundenkilometer schnell laufen. Über längere Distanzen bringen sie es immerhin noch auf 50. Die knapp zwei Meter hohen Spezialzäune sind im Notfall kein Hindernis, weiß Selka. Dass ein Bison wirklich den Sprung wagt, ist jedoch selten. Die meiste Zeit verbringen die genügsamen Tiere mit Grasen, Ruhen und Laufen. Selbst im Winter sind sie immer im Freien. Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius sind kein Problem. Heu aus eigenem Anbau und Wasser – mehr bekommen Selkas Bisons nicht. Hormone, Antibiotika und Kraftfutter sind tabu. Dementsprechend gesund ist das Fleisch der zotteligen Tiere. Zarter und magerer als Rindfleisch, arm an Cholesterin und Kalorien und mit einem Geschmack zwischen Rindfleisch und Wild, schwärmt Frank Selka. Geschlachtet und zerlegt wird im eigenen Schlachthaus mit EU-Zulassung. Beliefert werden Hobbyköche, Feinschmecker und die Gastronomie. Was nicht als Frischfleisch über die Theke des Hofladens oder in den Versand oder Großhandel geht, wird ganz in der Nähe von der Pegauer Fleisch- und Wurstwaren GmbH für Selka zu Bisonsalami, Wurst und Schinken verarbeitet. Ein Kürschner in Rötha verarbeitet die Felle und die Schädel werden von einem Präparator behandelt. So gibt es kaum ein Teil vom Bison, das nicht verwertet wird. Der Handel mit Lebendtieren bringt Selkas amerikanische Präriebisons aus Sachsen bis nach Litauen, Skandinavien und Österreich.

Wer sich vor Ort informieren möchte, kann an einer Ranch-Besichtigung teilnehmen. Frank Selka veranstaltet für Gruppen ab 20 Personen Führungen über die Buffalo-Ranch. Die sind nur nach Absprache möglich, dafür aber kostenlos. Nur um einen Besuch im Hofladen und einen kleinen Imbiss wird im Anschluss gebeten. Der Hofladen darf selbstverständlich auch ohne Anmeldung besucht werden. Die genauen Öffnungszeiten viele weitere Informationen rund ums Bison(-Fleisch) sind auf seiner Internetseite nachzulesen.

2 Gedanken zu „Wie ein Sachse in Kanada seine Liebe zu den Bisons entdeckte

  • Stefan Schauf

    Hallo Falk.Einen Gruß aus Alsheim sendet dir Stefan,Heino,Schauf.Ich hoffe es geht dir gut 🎈

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  • In Amerika liegen die Indianer Wert darauf wenigstens ab und zu Bisonfleisch zu essen, da sie sonst krank werden würden. Sicherlich kommt das auch unserer Ernährung zu Gute, da es sich ja hier eigentlich um Wildfleisch handelt.
    Außerdem kann ich mir vorstellen, das hier so gut wie keine Pestizide, Antibiotika und andere Gifte drin zu finden sind. Also ein guter Grund, es auch zu essen.

    Antwort

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