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“Der Blog ist kein Werbemittel, sondern ganz klassische PR”

Seit vier Jahren betreibt der Berliner Imker Marc-Wilhelm Kohfink den Imkerblog. Wir haben mit ihm über das Bloggen, Social Media Marketing und die potentiellen Zielgruppen gesprochen, die Landwirte damit im Internet erreichen können.

Welche Gründe waren für Sie ausschlaggebend, einen Blog zu starten?
Ich bin nicht nur Imker sondern auch Wirtschaftsjournalist. 2006 war Bloggen neu und so schrieb ich einen Artikel über Blogs als Marketinginstrument. Da dachte ich mir: Das wäre auch etwas für meine Imkerei. Schreiben kann ich ja und wenn das so gut funktioniert, wie alle bei meiner Recherche behaupteten, ist Bloggen ideal für mein Marketing.

Wie viel Aufwand haben Sie in der Woche etwa mit dem Blog?
Zwischen 30 und 45 Minuten. Schreiben fällt mir ja leicht.

Wie finden Sie die Themen, über die Sie schreiben?
Ich hatte nie das Problem, dass mir nichts einfällt. Auch das hängt sicher mit meiner journalistischen Vergangenheit zusammen. Da gehört ein Gespür für Themen einfach zur Grundausstattung. Ansonsten habe ich den Bogen recht weit gespannt. In meinem Blog hat alles Platz, was mit Imkerei zu tun hat: Imkerei als Lebensgefühl sozusagen. Dazu gehört auch Architektur, Kunst, Sport und Geschichte. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erklären: Gehen Sie einmal mit einem Möbeltischler, der seinen Beruf wirklich liebt, in eine Gemäldegalerie. Dann werden Sie feststellen, der guckt vor allem die Holzrahmen an. Die Bilder sind nett, aber die Rahmen interessieren ihn besonders. Ein vergleichbares Lebensgefühl will ich mit meinem Blog transportieren: So sieht die Welt durch die Brille eines Imkers aus.

Lohnt sich der Blog aus geschäftlicher Sicht oder dient er eher der Kommunikation mit anderen Imkern?
Als ich mit dem Blog startete, habe ich erwartet, dass mehr Verbraucher den Blog lesen. Schließlich stellen mir meine Kunden immer viele, viele Fragen zur Imkerei. Doch von Anfang an wurde der Blog von Imkern viel besser angenommen. Die haben aber selbst Imkereiprodukte und kaufen höchstens einmal aus Neugierde eine meiner Honigraritäten. So hat mich der Blog bei jenen Imkern bekannt gemacht, die selbst im Internet unterwegs sind.

Haben Sie schon Kunden über den Blog gewonnen?
Ja, aber nicht in dem Sinne, dass die Leute meinen Blog lesen und dann einkaufen gehen. Das funktioniert nur mittelbar, indem Journalisten zum Thema Imkerei recherchieren. Dabei stoßen sie auf meinen Blog. Sie gewinnen den Eindruck, dass ich etwas zu sagen habe und rufen mich an. Wenn sie dann etwas Freundliches über mich schreiben, dann schaufelt mir das die Kunden ins Haus. Der Blog ist also kein Werbemittel, sondern ganz klassische PR.

Es gibt relativ wenig Blogger aus der Landwirtschaft – woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ein Landwirt ergreift diesen Beruf, weil er die Natur liebt und weil er seine Freude an Tieren hat. Die meisten Landwirte sind kreuzunglücklich, dass sie so viel Zeit am Schreibtisch verbringen müssen um irgendwelche Nachweise auszufüllen, dass sie die Bestimmungen für Cross Compliance einhalten. Da ist die Lust gering, noch mehr Zeit am Schreibtisch fürs Bloggen zu verwenden.
Außerdem ist Bloggen ein Marketing-Instrument, das vor allem im Kontakt mit Verbrauchern interessant ist. Die allermeisten Landwirte haben jedoch industrielle Abnehmer mit langfristigen Verträgen als Kunden. Für die sind Blogs uninteressant. Oder haben Sie schon einmal Zuckerrüben, Braugerste oder ein Mastferkel gekauft?

Welche Tipps haben Sie für Landwirte, die einen eigenen Blog starten möchten?
Sie sollten sich vor allem genau überlegen, für wen sie schreiben und was diese Zielgruppe interessiert. Schreibe ich für Kollegen, würde ich z. B. über meinen tollen neuen John Deere- oder Fendt-Schlepper schreiben. Habe ich ein Hofcafé oder Ferienzimmer hätte ich nette Erlebnisse mit meinen Gästen und meine Region als Thema.

Sie sind seit Januar auch bei Twitter aktiv. Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz dort?
Ich habe mich lange um Twitter gedrückt. Erst als mir ein Freund sagte, dass ich Twitter nutzen kann, um noch mehr Leute zu Blogleser zu machen, habe ich mich bei Twitter angemelden. Das hat sehr gut funktioniert.

Dr. Marc-Wilhelm Kohfink betreibt eine Bioland-Imkerei in Berlin. Er hat sich auf seltene Sortenhonige spezialisiert und bietet Schulungen zur Imkerei an. Seit fast vier Jahren gibt es seinen Imkerblog.

In unserer Interview Reihe haben wir bereits mit dem Winzer Harald Steffens und dem Rhönwirt Jürgen Krenzer gesprochen.

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