Die Lizenz für Gutes aus Hessen
Regionale Produkte können die Wirtschaft vor Ort stärken und durch kurze Wege die Umwelt schonen. Viele Verbraucher wissen das zu schätzen und entscheiden sich bewusst für Lebensmittel, die in der Region hergestellt werden. Dennoch ist die Werbung mit Qualitäts- und Herkunftszeichen, die lediglich für eine Region stehen, innerhalb der EU verboten. Die Marketinggesellschaft Hessen löste das Problem ihrer bestehenden Siegel 2003 mit der Neugründung einer eigenen Qualitätsmarke und später mit einer Ergänzung des nationalen Bio-Siegels. Über 400 Betriebe machen heute mit.
Ob nun „Gutes aus Hessen“ oder „Hessen aus gutem Grund“ – nur hessisch ist nicht gut genug, wenn es nach der EU geht. Auch andere Regionen müssen die Möglichkeit haben, ihren Platz in einem solchen Siegel zu finden. Seit 2003 gibt es deshalb die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität“ deshalb mit einer austauschbaren Notifizierung. Auch wenn die in den meisten Fällen „Hessen“ lautet, ist der veränderliche Anteil des Zeichens nach dem EU-Recht notwendig. Dahinter steckt die Idee, allen europäischen Erzeugern und Verarbeitern die Nutzung eines Qualitätszeichens in Verbindung mit der jeweiligen Herkunftsregion offen zu halten. Geprüfte Qualität – Hessen ist als offizielles Qualitäts- und Herkunftszeichen des Landes Hessen seit 2003 von der EU anerkannt.
Heute sind rund 400 Mitgliedsbetriebe an die Qualitätsmarke gebunden. Davon sind zwei Drittel Erzeugerbetriebe, berichtet Verena Berlich von der Marketinggesellschaft Hessen. Pro Jahr wächst die Zahl der Mitglieder um rund 20 Betriebe
Wer die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ tragen darf, regelt ein Lizenz- und Zeichensystem. Der Verein Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen e. V. und das Land Hessen als Zeichenträger haben die Abwicklung der Zeichenvergabe an einen Lizenzgeber – eine GmbH gleichen Namens – übertragen. Mitglieder des Vereins wie Schlacht- und Zerlegebetriebe, Getreidemühlen, Erzeugergemeinschaften und Verbände zahlen 770 Euro pro Jahr als Mitgliedsbeitrag. Sie dürfen das Recht der Zeichennutzung an ihre Kunden übertragen. Die müssen sich im Gegenzug verpflichten, die Anforderungen der Qualitätsmarke einzuhalten. So kann ein Müller als Lizenznehmer den Bäckern, die sein Mehl verbacken, die kostenfreie Zeichennutzung ermöglichen. Auch der Bauernverband als Lizenznehmer kann seinen Mitgliedern Zugang zur Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ verschaffen. Die Anforderungen an die Mitgliedsbetriebe sind in einem Handbuch festgeschrieben. Die Einhaltung der Qualitätskriterien wird jährlich durch eines der zugelassenen Institute überprüft. Die Kosten von 150 bis 250 Euro müssen die Betriebe tragen.
Wie sich die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ auf Umsätze und Erlöse auswirkt, kann die Marketinggesellschaft Hessen nicht beantworten. Projektmanagerin Verena Berlich verweist dazu auf eine Studie, die derzeit vom Institut für Ländliche Strukturforschung an der J. W. Goethe-Universität Frankfurt erstellt wird. Die Bekanntheit der Qualitätsmarke wächst jedoch. Zuletzt konnten 30 Prozent der befragten Endverbraucher etwas mit „Geprüfte Qualität – Hessen“ anfangen.
Etwas jünger als die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität“ ist die hessische Variante des Bio-Siegels. Nach dem Vorbild Baden-Württembergs ergänzt das Bio-Siegel – Hessen das nationale Bio-Siegels (nach EG-Öko-Verordnung) um die regionale Komponente. Eine Eigenschaft, die viele Verbraucher erwarten, wenn sie Bio-Produkte kaufen. Rund 50 Betriebe der Landesverbände von Naturland, Bioland, Demeter und Gäa sowie weitere Einzelbetriebe nutzen derzeit das „Bio-Siegel – Hessen“. Dessen Anforderungen liegen über denen für das nationale Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung. So muss der Betrieb beispielsweise vollständig auf ökologischen Anbau umgestellt haben, erklärt Verena Berlich. Auch müssen Obst, Gemüse und Kartoffeln ausgewählte Handelsklassenvorgaben erfüllen. Ähnlich strenge Anforderungen an die Produktqualität gelten für Fleisch.
Derweil macht die Idee der regionalen Bio-Siegel weiter Schule. Neben dem „Bio-Siegel – Hessen“ und dem „Bio-Zeichen Baden-Württemberg“ gibt es nun auch ein „BIO-Zeichen Mecklenburg-Vorpommern“ und ein „Biosiegel Rhön“.
Danke sehr an den Webmaster.
Gruss Eike