Zuversichtliche Prognosen für 2011
Pünktlich zum Jahreswechsel hat der Deutsche Bauernverband (DBV) seine Analyse „Märkte 2010 und Aussichten 2011“ vorgelegt. gruuna fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Sie zeigen, dass der Aufschwung die Landwirtschaft erreicht und sich auf fast allen Agrarmärkten die Preise verbessert haben.
MILCH
Die Lage am Milchmarkt hat sich entspannt, und die weltweite Nachfrage nach Milch und Milchprodukten verbesserte sich, weshalb auch die Preise stiegen. Für 2011 rechnet der DBV mit einem Erzeugerpreis von 29 bis 30 Cent je Kilogramm. Mit den steigenden Erzeugerpreisen wuchs auch die Milchproduktion in Deutschland und Europa wieder. Unterdessen unterstützt der schwache Euro den Export von Milchprodukten in Drittländer wie Russland, Länder in Nordafrika, aber auch China und Wachstumsländer in Südostasien.
➔ Prognose: Trotz steigender deutscher und europäischer Milcherzeugung wird zu Beginn des Jahres 2011 ein stabiler Markt erwartet. Mit Preisschwankungen ist auf dem Milchmarkt aber weiter zu rechnen.
SCHWEINEFLEISCH
Mit 58 Millionen Schweineschlachtungen wurde 2010 ein neuer Rekord erreicht. Die Erzeugerpreise blieben sowohl für Schlachtschweine als auch für Ferkel knapp unter dem Vorjahresniveau. Spürbar belasten die stark gestiegenen Futtermittelpreise die schweinehaltenden Betriebe. Mittlerweile wird ein Drittel der deutschen Schweinefleischproduktion exportiert, zum größten Teil in die EU-Mitgliedstaaten.
➔ Prognose: Für das Jahr 2011 geht der DBV von einer Steigerung der EU- Schweineproduktion aus. Produktionssteigerungen werden insbesondere in Polen und dem Vereinigten Königreich, aber auch Deutschland und den Niederlanden erwartet.
RINDFLEISCH
Die Erzeugerpreise für Jungbullen bewegen sich seit Mitte des Jahres auf einen Rekord zu. Diese Tendenz hat sich in den Wintermonaten weiter bestätigt. Eine deutliches Plus verzeichneten die EU-Ausfuhren von Rindfleisch nach Russland, Kroatien und in die
Schweiz. Seit Herbst 2010 wurde mit der Türkei ein neuer Markt für größere Rindfleischexporte erschlossen.
➔ Prognose: Auch künftig sieht der Bauernverband weitere Exportchancen. Für das kommende Jahr rechnet er sowohl EU-weit als auch in Deutschland mit moderat steigenden Erzeugerpreise.
GETREIDE
Nach den vorläufigen Ergebnissen wurden im Jahr 2010 in Deutschland insgesamt 44,3 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die diesjährige Ernte damit um elf Prozent geringer ausgefallen. Das liegt einerseits an den geringeren Hektarerträgen von 6,67 Tonnen pro Hektar. Andererseits haben die Ackerbauern aufgrund der niedrigen Erzeugerpreise von 2009 die Anbaufläche um vier Prozent auf 6,7 Millionen Hektar verringert. Die Getreidepreise entwickelten sich dagegen positiv.
➔ Prognose: Auf die Erlöse der landwirtschaftlichen Betriebe werden sich die Steigerungen der Erzeugerpreise nur teilweise auswirken, weil Teile der Ernte 2010 bereits im Frühjahr über Vorkontrakte zu erheblich niedrigeren Preisen vermarktet wurden. Die deutlich gestiegenen Erzeugerpreise werden sich jedoch in den für die Ernte 2011 abgeschlossenen bzw. noch abzuschließenden Vorkontrakten widerspiegeln.
KARTOFFELN
Das Wetter hatte 2010 einen deutlich negativen Einfluss auf die Kartoffelernte. Zudem schrumpfte die Anbaufläche auf historisch niedrige 255.000 Hektar. Mit einer Gesamternte von 9,5 Millionen Tonnen liegt die Erntemenge deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahrs, in einigen Regionen betragen die Einbußen sogar bis zu 20 Prozent. Die Kartoffelpreise lagen dagegen deutlich über denen des Vorjahres und glichen damit die Ertragsverluste teilweise aus.
➔ Prognose: Die Preisentwicklung wird sich für das erste Halbjahr 2011 voraussichtlich fortsetzen. Was ab Mai/Juni passiert, hängt von den Wachstumsbedingungen im nächsten Frühjahr und auch von den Flächen- und Anbauentwicklungen in wichtigen Importländern ab. Im Bereich des Vertragskartoffelanbaus geben die Verarbeiter jetzt erste Preisvorstellungen für die Verträge in 2011 bekannt, die trotz der stabilen Entwicklungen auf den Agrarmärkten noch deutlich unter denen der Kartoffelanbauer liegen.
EIER
2010 wurde in Deutschland ein massiver Rückgang von etwa zwölf Prozent bei der Eiererzeugung verzeichnet, während die Importe um rund 50 Prozent stiegen. Vor allem die Niederlande und Polen steigerten ihren Anteil am deutschen Import.
➔ Prognose: 2011 ist in Deutschland mit einer steigenden Eierproduktion zu rechnen. Da einige EU-Länder – z. B. Spanien und Polen – bislang die Umstellung der Ende 2011 EU- weit auslaufenden Käfighaltung recht unzureichend vorgenommen haben, könnten
deutsche Erzeuger diese frei werdenden Marktanteile gewinnen.
GEFLÜGELFLEISCH
Die Produktion von Hähnchenfleisch ist 2010 wieder gestiegen. Bevorzugt wird insbesondere frische Ware. Allerdings konnten die steigenden Futterkosten nicht kompensiert werden, weil die Erzeugerpreise stagnierten.
➔ Prognose: EU-weit ist 2011 bei steigenden Exporten nur mit einem geringen Anstieg der Produktion von Hähnchenfleisch zu rechnen und auf dem Markt von Putenfleisch mit einem Stillstand. Die Preise orientieren sich hier am Hähnchenfleischmarkt. Das
Preisniveau ist mittlerweile sowohl bei Hähnchen- wie Putenschnitzel annähernd gleich mit dem von Schweineschnitzel.
OBST UND GEMÜSE
Beim heimischen Kernobst verzeichnet der DBV eine deutlich geringere Ernte im Jahr 2010. Insgesamt wurden in Europa deutlich weniger Äpfel geerntet, weshalb die Lagerbestände niedriger liegen als im Vorjahr. Beim Gemüse werden normale Bestände an Weiß- und Rotkohl sowie Möhren registriert. Chinakohl und Zwiebeln brachten dagegen niedrigere Erntemengen. Die Preise für alle Gemüse liegen 2010 deutlich über den katastrophal niedrigen Vorjahrespreisen.
➔ Prognose: Es zeichnet sich ab, dass die Erzeugerpreise für Obst weiter anziehen werden. Bei Äpfeln wird es für die Ernte 2011 keinen Überhang aus der Vorernte geben. Für Gemüse werden weiterhin deutlich niedrigere Preise prognostiziert als 2009.
BIOMARKT
Der Biomarkt dürfte nach ersten Schätzungen des Bauernverbandes wieder Wachstumsraten zwischen drei und fünf Prozent erreichen. Der Umsatz betrug rund 5,8 Milliarden Euro, etwa 3,4 Prozent des gesamten deutschen Umsatzes mit Lebensmitteln. Der steigende Umsatz liegt vor allem an einem Wachstum der produzierten Menge, weil im ersten Halbjahr 2010 die Preise teilweise gesunken waren.
➔ Prognose: Im pflanzlichen Bereich werden bis zur neuen Ernte 2011 weniger Brot- und Futtergetreide, Lagergemüse, Kartoffeln sowie Äpfel zur Verfügung stehen. Das kann durch Preissteigerungen kompensiert werden. Dagegen sieht der DBV für die Erzeugung tierischer Produkte weiterhin Wachstumschancen. Gebremst werden diese – zumindest bei der Geflügel- und Schweinehaltung – allerdings durch hohe Investitionskosten.