Forst

Zigaretten, made in Germany

Tabakanbau in Deutschland? Dass es hier Tabakbauern gibt, dürfte bei vielen Menschen für erhobene Augenbrauen sorgen. Doch es gibt sie – vornehmlich in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg. Neue Rauchergesetze und wegfallende Fördermittel bereiten den Tabakpflanzern Sorgen, eröffnen aber auch Chancen.

Über die Ursache für die relative Unbekanntheit des Landwirtschaftszweiges Tabak in Deutschland kann auch Egon Fink nur mutmaßen. Er ist Tabakbausachverständiger für die Pfalz und Geschäftsführer des Landesverbandes der rheinland-pfälzischen Tabakpflanzer. Er führt das Phänomen vor allem auf die Konzentration der Branche auf den Anbau in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit vergleichsweise kleinen Flächen zurück. „Dazu kommt, dass bei Tabak wohl jeder zuerst an Kuba oder ähnlich typische Regionen denkt,“ sagt Fink.

Tabakfelder gibt es in allen deutschen Bundesländern, mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, Saarland und Hessen. Der überwiegende Teil (mehr als 90 Prozent) der deutschen Tabakbauern betreibt den Anbau hauptberuflich und die Pflegeleichtigkeit der Tabakpflanze hilft dabei. „Man muß das Unkraut im Griff haben und der Blauschimmel kann noch ein Problem sein. Obwohl der Wasserbedarf an heißen Tagen relativ hoch ist, gibt es nur in Ausnahmejahren wie in 2010 größere Probleme mit der Wasserversorgung.Mit rund zwei Monaten ab der Auspflanzung hat die Tabakpflanze eine extrem kurze Vegetationsperiode“, erläutert Fink. So lassen sich nach seinen Angaben auch in kleinen Betrieben relativ hohe Erlöse mit wenig Anbaufläche erzielen.

Im Schnitt hatte jeder der knapp über 100 Betriebe im Jahr 2009 rund 54 Hektar Anbaufläche für Tabak. Zwischen 1500 und 2500 Beschäftigte ernteten 2000 bis 3000 Tonnen Rohtabak und erwirtschafteten einen Erlös von 3,50 bis 4,50 Euro pro Kilogramm. Der größte Teil des deutschen Tabaks wird im Inland abgesetzt, nur wenig geht in den Export, heißt es vom Landesverband Rheinlandpfälzischer Tabakpflanzer.

2010 dürften die Zahlen anders ausfallen, denn durch den Wegfall der EU-Fördermittel nach der Rohtabakmarktordnung wird die Situation für Tabakpflanzer schwieriger. Einige warfen auch schon das Handtuch, aber aussichtslos ist die Lage laut Fink noch nicht: „Sorgen machen wir uns jedes Jahr, momentan scheint es aber, was den Konsum betrifft, noch keine Probleme zu geben. Auch die Käuferfirmen zahlen teilweise schon einen angemessenen Preis nach dem Wegfall der Förderung.“

Ohne Einschnitte ging es bei den aktuellen Verlusten von rund 800 Hektar Anbaufläche aber nicht: Um der neuen Situation zu begegnen wurde in der Pfalz von drei Tabaksorten auf zwei umgestellt und für die Sorte Virgin konnte das Anbauvolumen dank Mehrjahresverträgen gesteigert werden, berichtet Fink. Hier ist nun auch Platz für Landwirte, die sich für den Einstieg in den Tabakbau interessieren.

Die Voraussetzungen dafür sind vergleichsweise moderat. Für die aussichtsreiche Sorte Virgin etwa braucht es einen Trockenofen und für die Ernte muss der Tabakbauer Hilfskräfte beschäftigen. Alles andere hängt von den Fähigkeiten und der Ausstattung des Landwirts ab: „Er sollte agronomische Erfahrung haben und seine Flächen kennen, zum Beispiel in Sachen Stickstoffmenge und Nachliefervermögen. Ansonsten sind für Tabak besonders Sorgfalt und ein Sinn für Qualität nötig, wenn es um den richtigen Erntezeitpunkt geht,“ erklärt Fink.

Ein Gedanke zu „Zigaretten, made in Germany

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner