Wohin steuert das Agribusiness
Anfang der Woche haben die Wirtschaftsberater von Ernst & Young eine Studie über das Agribusiness in Deutschland 2010 vorgestellt. Gemeinsam mit der Universität Göttingen wurde untersucht, welche Internationalisierungsstrategien die deutschen Betriebe der Agrarbranche verfolgen. Welche Absatzmärkte werden interessant? Wie werden globale Zukunftstrends eingeschätzt? Wie und mit welchem Erfolg wird das internationale Geschäft vorangetrieben? Auch für große Landwirtschaftsbetriebe lassen sich aus den Antworten der Industrie einige Trends ablesen.
Für die Untersuchung wurden 113 Unternehmen befragt, die der Landwirtschaft vor- oder nachgelagert sind. So fanden die Antworten von Futtermittel- oder Saatgutherstellern genauso Beachtung, wie die Meinungen der Ernährungsindustrie, des Großhandels und Ansichten aus der Technik- und Bioenergiebranche. Das „Agribusiness“, wie es die Wissenschaftler sehen, erwirtschaftet damit in Deutschland einen Jahresumsatz von über 200 Milliarden Euro und hat über 600.000 Beschäftigte.
In den meisten Unternehmen wird die Lage im Moment positiv eingeschätzt. 64 Prozent der Befragten bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut oder eher gut, nur 7 Prozent beurteilen sie als schlecht oder eher schlecht. Für die Zukunft ist mehr als die Hälfte der Unternehmen optimistisch und nur neun Prozent erwarten eine Verschlechterung der Lage. Die Autoren der Studie vermuten, dass der geringe Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Branche Ursache für diese gute Grundstimmung ist.
Doch was erwarten die Firmen konkret für die nächsten Jahre? Das weltweite Bevölkerungswachstum wird verbunden mit der Entstehung einer kaufkräftigen, zunehmend den westlichen Ernährungsgewohnheiten zugewandten Bevölkerungsschicht vor allem in Asien. Das führt zu einem Anstieg der Nachfrage von Agrarprodukten und damit zu steigenden Preisen. Parallel zu diesem langfristigen Trend werden die Preise für einzelne Agrarerzeugnisse jedoch immer stärker schwanken. Und: Die Globalisierung der Agrarmärkte wird weiter voranschreiten, die Erschließung internationaler Wachstumsmärkte wird noch wichtiger. Schon 2009 stieg der Auslandsanteil am Umsatz der Unternehmen im Agribusiness auf 36 Prozent, für 2015 gehen die Befragten von 45 Prozent aus.
Diese Trends sind jedoch nicht nur für die Industrie prägend. Sie werden auch die Arbeit großer deutscher Landwirtschaftsbetriebe in den den kommenden Jahren beeinflussen. Die Risiken, die die Industrie bei der Internationalisierung sieht, entsprechen den Erfahrungen vieler Landwirte: mangelnde Rechtssicherheit, der fehlende Schutz geistigen Eigentums, ein Übermaß an Bürokratie und Währungsrisiken.
Auch der Weg der Internationalisierung dürfte in beiden Bereichen ähnlich sein: Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass neue Märkte „in konzentrischen Kreisen“ um Deutschland herum entstehen. Neben West- und Nordeuropa sind nun Mittel- und Osteuropa im Blickfeld. Entscheidende Argumente sind die Sicherung der Rohstoffbasis und günstigere Beschaffungskosten.