Wölfe: Das fordern Weidetierhalter von den Umweltministern
Weidetierhalter fordern von den Umweltministern, endlich Maßnahmen zu beschließen.
Am Rande der Umweltministerkonferenz vergangene Woche in Bad Saarow übergaben Vertreter von sechs Verbänden den Ministern von Bund und Ländern ein Resolution. In dieser fordern die Weidetierhalter, dass die Politiker das Wolfsproblem endlich ernst nehmen. Brandenburgs Bauernpräsident Hendrik Wendorff: „Die Umweltminister von Bund und Ländern müssen sich der flächendeckenden Ausbreitung des Wolfes in Deutschland endlich ernsthafter widmen und Entscheidungen treffen.“ Das DBV-Präsidiumsmitglied befürchtet, dass es Weidetierhaltung bald nicht mehr gibt, wenn nicht sofort Maßnahmen eingeleitet werden.
Dass der Wolf nicht nur eine unmittelbare Gefahr für Nutztiere darstellt, sondern auch für Unruhe in der Bevölkerung sorgt, gibt der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, zu bedenken: „Die Ausbreitung des Wolfs in Deutschland sorgt für erhebliche Konflikte, nicht nur für die Nutztierhaltung, sondern inzwischen auch für die ländliche Bevölkerung insgesamt.“ Deren Belange und Interessen wurden bislang bei der Ausbreitung des Wolfs nur unzureichend berücksichtigt.
Die Weidetierhalter fordern volle Transparenz über die Zahl der Wölfe in Deutschland und ein wirksames Wolfsmanagement. Weite Teile Deutschlands, wie die Berg- und Küstenregionen und die Grünland- und Naturschutzgebiete, könnten nicht wolfssicher eingezäunt werden. Als Beispiel wurde eine Grünlandregion ohne Berge wie der Landkreis Cuxhaven genannt. Deren Einzäunung würde bei einem Radius von 50 Kilometern und 180.000 Hektar Fläche fast 270 Millionen Euro kosten würde.
Ansiedlung des Wolfs nicht um jeden Preis
Forderungen von Seiten des Naturschutzes, nach denen sich die Tierhaltung auf der Weide den neuen Gegebenheiten anzupassen hätten, wiesen die Unterzeichner der Erklärung als „nicht akzeptabel“ zurück. Die Wiederansiedlung des Wolfes dürfe nicht uneingeschränkt und um jeden Preis vorangetrieben werden. Auch der NABU nimmt das „Problem Wolf“ inzwischen ernst und gibt Tipps für Weidetierthalter.
Die Verbände fordern, dass der Schutz der Weidetierhaltung Kernanliegen des Naturschutzes werden müsse und nicht dem Wolfsschutz unterzuordnen wäre. Der Schutz von Weidetieren vor Wölfen durch Zäune, Herdenschutzhunde oder andere Maßnahmen, einschließlich des zusätzlichen Arbeitszeitaufwandes, müsse unbürokratisch und in allen Bundesländern einheitlich finanziell gefördert werden. Des Weiteren fordern die Verbände eine umgekehrte Beweislast. Wenn ein getötetes Tier aufgefunden wird, müssten demnach in Zukunft die Behörden beweisen, dass es sich nicht um einen Wolfsriss handelt.
Arbeitsgruppe soll Lösungen finden
Die Umweltminister haben die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vereinbart. Die Federführung dabei hat das Umweltministerium Brandenburg. Sie hat den Auftrag, sich mit den Themen „Günstiger Erhaltungszustand des Wolfs“ und „Definition und Umgang mit Problemwölfen“ zu befassen. Der Bericht soll allerdings erst zur nächsten Umweltministerkonferenz in Potsdam vorliegen.
Wolf kann auch für Menschen gefährlich werden
Immer wieder gibt es Berichte über Wolfsangriffe auf Menschen. Natürlich müssen solche Vorkommnisse von Fall zu Fall untersucht und analysiert werden. 2015 etwa kam es in Niedersachsen zum Angriff auf einen Jäger. Das hat laut Focus Online sogar das Umweltministerium bestätigt. Während Naturschützer besänftigen, dass Menschen für Wölfe kein Beuteschema darstellen, sieht das der erfahrene Verhaltensforscher Valerius Geist anders. In einem Artikel von welt.de sagte er: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum der Mensch als Beute für den Wolf auszuschließen ist.“ Er suche immer die leichteste Beute: Menschen die humpeln – also am Stock gehen, und Kinder, weiß Geist. Selbst der niedersächsische NABU-Wolfsexperte Thomas Pusch sagte in der Online-Ausgabe des „Westfälischen Anzeigers“: „Wölfe haben durchaus die Möglichkeit, einem Menschen gefährlich zu werden.“