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Wie Regionalwährungen den Ertrag steigern können

Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind fest in der Heimat verwurzelt. Ob großes Agrarunternehmen oder kleiner Bauern: In direkter Nachbarschaft der Felder und Ställe kennen die Menschen „ihren“ Hof. Beim Verkauf der eigenen Erzeugnisse und Produkte hat das unschätzbare Vorteile, egal ob im Hofladen oder über eine Reihe von Filialen. Interessant wird das, wenn man sich mit anderen Händlern und Produzenten aus der Region zusammentut – und gemeinsam einen Anreiz schafft, damit mehr Geld in der Heimat ausgegeben wird. Zum Beispiel mit einer Regionalwährung.

Die Idee für eine reine Tauschwährung hatte Silvio Gesell zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wollte das Ungleichgewicht im Kapitalismus, wo die reine Anhäufung von Geld zu seiner Vermehrung beiträgt (etwa, wenn man es als Kreditgeber verleiht), aufbrechen. Geld sollte wieder ein reines Tauschmittel sein, dass man am besten schnell für eine Ware oder Dienstleistung ausgibt. Funktionieren kann diese Idee nur in einem eng begrenzten Gebiet mit einer überschaubaren Zahl von Teilnehmern. Sonst wird aus dem Tauschgegenstand schnell wieder ein materialistisches Gut.

Natürlich ist es unrealistisch (und vom Staat untersagt), mit einer Regionalwährung den Euro abzusetzen. Aber es ist eine interessante Idee, so ein zweites Zahlungsmittel parallel einzuführen. Es wird sichergestellt, dass Werte in der Region bleiben, lokale Arbeitgeber profitieren und heimische Produkte gekauft werden. Für Landwirte also ein ideales Instrument um den Direktvertrieb anzukurbeln.

Eine Übersicht über alle Regionalwährungen in Deutschland gibt es nicht, Experten gehen von mehr als 30 Angeboten aus. In Bremen gibt es zum Beispiel seit 2001 den Roland, der von 110 Geschäften akzeptiert wird, in Schleswig-Holstein seit 2005 ein Regionalgeld und in Magdeburg den Urstromtaler. Viele Projekte scheitern jedoch nach einer Startphase daran, dass nicht genug Waren mit der Ergänzungswährung gekauft werden können. Landwirtschaftliche Betriebe mit einem breiten Angebot an Produkten und Erzeugnissen wären hier gute Partner solcher regionalen Initiativen. Denn nur wenn die Bürger viel mit den anderen Geld bezahlen können, lohnt sich der Organisationsaufwand für alle Beteiligten.

Wer Interesse an der Einführung einer Regiowährung in seiner Umgebung hat, sollte sich auf jeden Fall viel Zeit für die Vorüberlegungen nehmen. Ein Einzelkämpfer wird ein solches Projekt nie stemmen können – es braucht mehrere Unternehmer, die die Besonderheiten und Spezialitäten einer Region hervorheben und an das alternative Geld knüpfen. Es müssen auch alltägliche Dienstleister – vom Frisör, über die Hebamme bis hin zum Schlüsseldienst – als Partner gewonnen werden.

Dabei gibt es zwei unterschiedliche Funktionsweisen, die die meisten Regionalwährungen nutzen. Entweder sie sind fest an den Euro gekoppelt, so dass alle Interessenten in einer „Wechselstube“ tauschen müssen. In der anderen Variante gibt es feste Konten, auf denen jeder Teilnehmer für eine Dienstleistung oder beim Verkauf einer Ware die Ersatzwährung gutgeschrieben kriegt. Um selbst etwas zu kaufen, muss man für Euro Gutscheine in der Ersatzwährung erwerben.

Wie nebenbei erfüllen viele Regionalwährungen auch einen sozialen Zweck. Beim Rücktausch des Geldes in Euros wird eine geringe Gebühr verlangt. Diese finanziert zum einen die Alternativwährung, und wird zum anderen auf Vereine und Initiativen aufgeteilt.

Egal wie die Systeme ausgestaltet sind: Für Landwirte bieten sie eine gute Möglichkeit, sich in zu beteiligen. Man kann sich noch stärker in der Heimat einbringen – und auch Zugezogene als Kunden gewinnen. Mitarbeiter können einen Bonus für besondere Leistungen in dieser Währung erhalten.

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