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Wenn der Winter zur Last wird

Ein langer, kalter Winter ist grundsätzlich nichts schlimmes für die Landwirtschaft. Im Gegenteil: Während Wärmeperioden oder Tauphasen mitten im Winter für Pflanzen schädlich sind, schützt sie eine Schneedecke vor Schäden. Aber gerade der Schnee und die tiefen Temperaturen machen an anderer Stelle Probleme: An den Gebäuden und Wasserleitungen in den landwirtschaftlichen Betrieben.

Der Westen berichtet von einem Hof in Siegen. Dort sind die Wasserleitungen zugefroren, die Tränken sind unbrauchbar. „Wir müssen das Wasser über Schläuche aus einem Schuppen neben dem Haus holen”, sagt die Bäuerin in dem Beitrag, „also sozusagen von Hand tränken.” Das kostet vor allem eines: Zeit.

Schlimmer ist für die Betriebe das gefrorene Wasser in den Leitungen. Eis braucht mehr Platz als Wasser – das gehört zu einer der ersten Lektionen im Physikunterricht. Gerade ältere Rohre platzen im Winter reihenweise. Nicht nur in Städten, sondern auch auf dem Land. Wer nicht schon vor dem ersten Frost das Wasser abgelassen und die Isolation der Rohre überprüft hat, kann jetzt wenig tun. Das Tückische: Erst bei Tauwetter, wenn das Wasser wieder fließt, merkt man, dass die Rohre während der Frostphase Risse bekommen haben oder noch stärker beschädigt wurden. Probleme gibt es vor allem bei selten genutzten Leitungen und bei Rohren im Trempelbereich. Auch Rohre in einzelstehenden Gebäuden, die ungeschützt dem kalten Wind ausgesetzt sind, frieren häufiger zu.

Deshalb sollten Landwirte nun besonders aufmerksam sein, wenn die Temperaturen wieder über den Gefrierpunkt klettern. Klempner haben gerade in dieser Zeit Hochkonjunktur.

Ein anderes Problem entsteht durch den Schnee. Während er auf den Feldern die Pflanzen vor Frostschäden schützt, stellen die Schneemassen auf Dächern eine echte Belastungsprobe dar. Auch wenn es vermutlich nirgendwo so dramatische Folgen hat, wie vor vier Jahren beim Einsturz einer Eissporthalle in Bad Reichenhall, ist der Ärger für den Landwirt vorprogrammiert.

Das Gewicht des Schnees lastet vor allem auf Dächern, die kleinere Vorschäden haben, schwer. Das Problem wird auch hier durch Phasen von Tauwetter deutlich verschärft. Pulverschnee wiegt relativ wenig – wenn es jedoch kurz taut und dann wieder friert, entstehen Eis und Pappschnee mit deutlich höherem Gewicht. Vor allem gerade Dächer müssen hier in der zweiten Winterhälfte hohes Gewicht aushalten. Wenn mehrere unterschiedliche hohe Gebäude nebeneinander stehen und der Wind den Schnee in die entstehenden Ecken weht, kann es ebenfalls zu Problemen kommen.

Für Landwirte ist besonders ärgerlich, wenn sie nicht gegen Schäden durch Schneedruck versichert sind. Solche Kosten deckt nur eine Elementarschädenversicherung ab – und die haben die wenigsten.

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