Recht & Steuer

Warum das Freihandelsabkommen den Landwirten schadet

Gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) werden immer mehr Stimmen laut. Das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut ifo prognostiziert, dass diese Handelsfreiheit den europäischen Landwirten nur schaden würde. Dem Institut zufolge würde in der EU die Wertschöpfung von sowohl der Landwirtschaft als auch der gesamten Ernährungsbranche um 0,5 Prozent zurückgehen, in Deutschland sogar um 0,7 Prozent. Die US-Ernährungsbranche hingegen würde mit einem Anstieg um 0,4 Prozent von dem Abkommen profitieren.

EU müsste Verluste ausgleichen
Der Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, Gabriel Felbermayr, warnt in der taz: „Wir haben zwar insgesamt aus einem TTIP für die allermeisten Sektoren positive Effekte, was die Einkommen angeht, aber eben nicht im Agrarsektor.“ Seiner Einschätzung nach könnten die Landwirte noch stärker betroffen sein, als die gesamte Food-Wirtschaft.

Felbermayr erklärt gegenüber der Zeitung, dass im Agrar- und Lebensmittelbereich die Exporte der USA nach Europa doppelt so stark steigen würden wie die Exporte aus der EU in die USA, nämlich um 120 Prozent. Der Grund liegt nahe: Die riesigen US-amerikanischen Milchfarmen an der Ostküste und im Landesinneren sowie die Mega-Obstplantagen in Kalifornien und Florida würden mit ihrem gewaltigen Ausstoß die europäischen Produzenten überrollen.

„Wir haben heute ja einen bilateralen Überschuss im Handel mit den Amerikanern. Der würde schrumpfen und ziemlich stark auf null zurückgehen“, so der Volkswirtschaftsprofessor zur taz. Felbermayr spricht offen seine Sorge um den europäischen Agrarsektor aus und wartet mit weiteren Zahlen auf. Der deutsche Milchsektor würde 1,9 Prozent an Wertschöpfung verlieren, Spaniens Obst- und Gemüsebranche sogar drei Prozent. Der einzige Sektor, der nicht betroffen wäre, wären die Produzenten von Olivenöl, da dieses in Europa und Nordafrika eine längere Tradition hat als in den Vereinigten Staaten. Die Ölproduktion der USA beträgt nur 0,5 bis 1 Prozent des Weltmarktes.

Falls das Freihandelsabkommen in Kraft tritt, sieht Felbermayr immer noch die Möglichkeit, die Verluste durch die Europäische Union auszugleichen. Schon jetzt kämen ja ohnehin 40 bis 60 Prozent der landwirtschaftlichen Einkommen aus dem EU-Budget, so der Wirtschaftsexperte.

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