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VW-Greenwashing: Schuss in den Auspuff

VW, VW! Mit der Anti-Agrar-Gesinnung setzten Volkswagens Marketingverantwortliche auf die falsche Kuh. Denn während ein misslungener Werbespot mit einem Schlagerstar nur die Boulevardpresse genährt hat, denunziert die Fleischlos-Kampagne eine ganze Branche, die es ohnehin nicht leicht hat.

Wie schlecht geht es der Volkswagen AG wirklich? Diese Frage muss man sich als nicht zu aufmerksamer Beobachter zwangsläufig stellen. Voriges Jahr glänzte der Konzern mit einem peinlichen Werbespot mit der zu allgegenwärtigen Helene Fischer, VW-Tycon Ferdinand Piëch wollte in aller Öffentlichkeit seinen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn vom Stuhl kicken und jetzt sind die Marketingverantwortlichen des deutschen „Vorzeigeunternehmens“ auf die Idee gekommen, auf die vermeintlich moderne Veganschiene aufzuspringen.

Nicht nur, dass in den zehn Restaurants der VW-Autostadt Kunden mit tierloser Küche gelockt werden, man geht sogar soweit, für die eigene Kasse die deutschen Landwirte als Top-Umweltsünder hinzustellen. Doch da haben die Wolfsburger auf das falsche Pferd, pardon, die falsche Kuh gesetzt. Gefallen lässt sich das niemand – zurecht. Denn die Produktion eines Autos verschlingt immerhin 400.000 Liter Wasser, abgesehen von den Emissionen der Autofabrik selbst und den Autos an sich.

Während Piëch und Winterkorn in Salzburg auf ihre Versöhnung tranken, tanzte der Berliner Bauernverband-Bär mit dem Wolfsburger Wolf, und zwar so richtig. „Die deutschen Bauernfamilien haben kein Verständnis für die Imagemaßnahme der VW-Autostadt. Darin werden Landwirte und Bauernfamilien ausgerechnet von der Automobilbranche zu Umweltsündern abgestempelt.“, verteidigt Bauernpräsident Joachim Rukwied seinen Stand. Der Landwirtschaft werde vorgeworfen, sie sei zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen. Es sei beispiellos, wie das Aushängeschild eines deutschen Automobilkonzerns, wofür die Autostadt Wolfsburg zweifellos stehe, eine Berufsgruppe an den Pranger stelle, die nachhaltig in Kreisläufen und mit der Natur arbeite, stellt der Präsident in Richtung Autobauer klar.

Offenbar soll von den Auswirkungen der Automobilbranche auf Umwelt, Klima, Rohstoff-, Flächen- und Energieverbrauch abgelenkt werden. „Es ist einfach falsch, die Landwirtschaft als maßgeblichen Verursacher von Treibhausgasemissionen hinzustellen“, so Rukwied. Niedersachsens Landvolkpräsident Werner Hilse rief sogar indirekt zum Boykott auf. „Bauern fahren ja nicht nur Traktoren“, wies er die Volkswagen AG in einem Brief hin.

Ein Statement der Wolfsburger? Bisher Fehlanzeige! Trotz jahrzehntelanger Marketingaktivitäten kann man nicht grüner als grün waschen. Und übrigens: VW-Werbegesicht Helene Fischer macht auch Werbung für die bayerische Molkerei Meggle.

Michi Jo Standl

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