Nicht nur wegen der Coronakrise: Verunsicherung unter Landwirten
Die Coronakrise ist nur zum Teil verantwortlich für die durchwachsene Stimmungslage unter den deutschen Landwirten. Das ergab das aktuelle DBV-Konjunkturbarometer.
Die Stimmung unter den deutschen Landwirten hat sich seit Dezember leicht erholt. Dennoch fällt der Indexwert mit 12,8 relativ niedrig aus. Das geht aus dem Konjunkturbarometer für März des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor. Ursachen sind laut DBV die ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Coronakrise. „Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Beleg für die anhaltend schwierige wirtschaftliche Situation und eine hochgradige Verunsicherung der Landwirte“, kommentiert DBV-Präsident Joachim Rukwied die Zahlen. „Nicht nur die Verbreitung des Coronavirus, sondern vor allem die Verschärfung der Düngeverordnung drücken die Stimmung der Landwirte“, betont Rukwied. Er mahnt, dass diese Verunsicherungen ein Bremsklotz für Investitionen in die Zukunft der Betriebe seien. Doch gerade in Zeiten, in denen das Thema Versorgungssicherheit in der Bevölkerung wieder eine größere Rolle spiele, brauche die Landwirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können.
Viele Landwirte verschieben Investitionen wegen Coronakrise
Laut Konjunkturbarometer fühlen sich nur 11 Prozent der repräsentativ befragten Landwirte von der Coronakrise in ihrem Wirken eingeschränkt. 26 Prozent gaben allerdings an, ihre geplanten Investitionen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Ein knappes Drittel der Landwirte sieht als Folge der Corona-Krise Marktprobleme auf sich zukommen. Besonders hoch ist dieser Anteil unter den Milchviehbetrieben. Fast die Hälfte der befragten Landwirte ist der Ansicht, dass die Krise dazu führt, dass die Landwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen wird. Aber fast genauso viele sind der Meinung, dass durch den Virus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten könnten.
Liquidität schwächer als im Vorjahr
Die Liquidität der Betriebe hat sich seit Dezember zwar kaum verändert, fällt aber im Jahresvergleich deutlich schwächer aus. In Futterbaubetrieben und in Betrieben im Osten Deutschlands ist die Liquiditätslage besonders häufig angespannt. Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt der Betriebe mit 3,06 beurteilt. Die künftige Entwicklung sehen die befragten Landwirte mit einem durchschnittlichen Wert von 3,28 etwas günstiger.
Pachtpreise spielen kleinere Rolle
Die Entwicklung der Schweinepreise hatte in den letzten Monaten einen positiven Einfluss auf die aktuelle Stimmungslage in der Landwirtschaft. Jedoch fällt dieser Einfluss nicht mehr so gut aus wie noch im Dezember. Weiterhin kritisch wird die Preissituation auf Märkten für Rinder, Milch und Getreide gesehen. Entlastungen werden bei den Düngemittelausgaben und den Energiekosten wahrgenommen. Die Pachtpreise, von denen bislang der negativste Einfluss ausging, werden im Vergleich zu Dezember nicht mehr so sehr als Kostentreiber gesehen. Die Erwartungen an die diesjährige Ernte fallen verhalten optimistisch aus.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im März 2020 befragte das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt dazu 853 Landwirte in ganz Deutschland.
Foto: danieljuengling1995 (Symbolbild)