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Unfälle im Kuhstall vermeiden

Jedes Jahr passieren schwere Unfälle in Ställen. Die SVLFG gibt Tipps für die Unfallprävention.

Neben Wildunfällen drohen beim Umgang mit Nutztieren zahlreiche Verletzungsgefahren. Wenn Weidetiere den Weidezaun überwinden und auf eine Fahrbahn gelangen und vor allem im Stall kann es zu Unfällen mit Rindern kommen. Aus der Unfallstatistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) aus dem Jahr 2017 geht hervor, dass die Rinderhaltung mit 7.370 meldepflichtigen Unfällen – davon 9 tödliche – nach wie vor einen großen Schwerpunkt im Unfallgeschehen bildet. Die SLVG gibt Tipps zur besseren Einschätzungen des Verhaltens der Tiere.

Kälber enthornen

Mit der Enthornung des Kalbes gleich nach der Geburt kann schon ein wichtiger Beitrag zur Unfallverhütung geleistet werden. Hornstöße von Rindern verursachen meist sehr schwere Verletzungen. Die Enthornung sollte durch Sedation und Schmerzmittel möglichst schonend durchgeführt werden. Als Nebeneffekt vermindert sich dann auch die Gefahr, dass das Kalb unkontrolliert ausschlägt und den Tierbetreuer verletzt.

Klauenpflege nicht unterschätzen

Es sollte darauf geachtet werden, dass die Treibwege zum Klauenpflegestand sicher aufgebaut sind. Die Wege müssen so gestaltet sein, dass sich die Kuh im Treibgang nicht mehr drehen und somit flüchten kann. Als Schutzausrüstung sollten sicheres Werkzeug sowie die Benutzung von Handschuhen, Schutzbrille und Gehörschutz gewählt werden.

Griffige Laufwege

Nur griffige Laufbereiche sind sicher. Das gilt sowohl für die Menschen als auch für die Tiere. Wenn zum Beispiel eine 700 Kilo schwere Kuh aufgrund zu glatter Laufflächen ausrutscht und auf die Beine des Treibers fällt, kann das zu schweren Verletzungen führen. Die Laufbewegungen der Kühe sollten geprüft und die Laufflächen frühzeitig aufgeraut werden.

Sicherheit durch moderne Fangfressgitter

Fangfressgitter wurden in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt, Lautstärke und Strangulierungsgefahr minimiert. Moderne Sicherheitsfangfressgitter leisten einen wichtigen Beitrag bei bestimmten Arbeiten am Tier. Vor allem bei Gruppenbehandlungen werden die Vorteile deutlich. So kann die ganze oder zumindest ein Großteil der Herde auf einen Schlag fixiert werden. Bei der anstehenden Behandlung reduziert sich der Stress für Mensch und Tier erheblich. Zudem werden die Unfallgefahren für den Tierbetreuer auf ein Minimum reduziert. Bei Arbeiten am Kopf sollte dieser zum Beispiel mit einer Kopfstütze, die man am Fangfressgitter einhängt, zusätzlich fixiert werden.

Fluchtmöglichkeit schaffen

Zwischen Stallabteilen oder im Bereich des Futtertisches sollte auf Schlupföffnungen als Fluchtmöglichkeit vor angreifenden Tieren nicht verzichtet werden. Diese müssen so gestaltet sein, dass Personen ohne Aufwand sofort den Gefahrenbereich sicher verlassen können.

Vorsicht bei Euterarbeiten

Obwohl durch einen Melkroboter die Gefahr der Unfälle minimiert ist, birgt auch der Einsatz eines modernen Melksystems gewisse Gefährdungen. Euterkontrolle nach dem Abkalben, Behandlungen bei Euterentzündungen oder Trockenstellen müssen gefahrlos möglich sein. Geschieht dies im Melkroboter, so ist er auszuschalten. Bewährt hat sich hier eine Behandlungsgrube direkt am Melkroboter, damit ein Euterzugang aus einer ergonomisch günstigen Körperhaltung möglich ist. Trotzdem existieren noch viele Roboterställe, in denen alle Euterarbeiten im Fangfressgitter erledigt werden. Dafür ist diese Fixiereinrichtung nicht gedacht. Es kann sehr gefährlich sein, auf den Knien rutschend Euterbehandlungen durchzuführen. Wer auf eine Behandlungsgrube am Melkroboter verzichtet, sollte eine wirkungsvolle Alternative wählen. Das kann ein höhenverstellbarer Klauenpflege- und Behandlungsstand oder eine am Behandlungsstand angebrachte Behandlungsgrube sein.

Behandlungsbox unumgänglich

Gerade in einer Abkalbe- und Behandlungsbox braucht man geeignete Fixiereinrichtungen. Fangfressgitter sind für diesen Zweck weniger nützlich. Für diese Bereiche braucht man Fixiereinrichtungen, die es ermöglichen, die zu behandelnden Tiere zu jedem Zeitpunkt auch durch eine Person sicher und ohne Stress für Mensch und Tier zu fixieren. Dafür eignet sich besonders die Kombination eines Schwenkgatters mit Halsfangrahmen. Mit dem Schwenkgatter kann man einen trichterartigen Gang am Fixierplatz für das Tier erstellen. Dieser verhindert, dass das Tier kurz vor dem Fixieren wieder abdreht. Der Halsfangrahmen kann durch einen Seilzug von hinten verriegelt werden und ist weit nach unten geöffnet. Dem Tier wird so ein gefahrloses Ablegen ermöglicht, beispielsweise bei der Geburtshilfe.

Unfälle durch Deckbullen

Eine große Gefahr sind freilaufende Deckbullen. Jedes Jahr kommt es zu mehreren tödlichen Unfällen. Um es im eigenen Unternehmen gar nicht so weit kommen zu lassen, ist auf erste Anzeichen von Imponiergehabe zu achten, Gegebenenfalls sollte man solche Deckbullen frühzeitig abzuschaffen. Für Sicherheit sorgt eine Deckbullenbox. Immer mehr Landwirte setzen auch auf eine automatische Brunsterkennung mit künstlicher Besamung. So kann auf den Deckbullen verzichtet werden.

Förderung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz

Die SVLFG fördert ab dem 18. Juni 2018 Mitgliedsbetriebe, die besonders in Arbeits- und Gesundheitsschutz investieren. Unter anderem wird auch die Anschaffung von Tierfixiereinrichtungen mit bis zu 250 Euro pro Maßnahme unterstützt. Antragsberechtigt sind alle in der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft (LBG) versicherten Unternehmen. Es ist maximal eine Förderung pro Unternehmen möglich. Das Antragsformular mit seinen Anlagen steht ab dem 18. Juni auf der Internetseite der SVLFG bereit. Dort ist auch das Verfahren beschrieben. Die Antragsunterlagen nimmt die LBG per Mail an praeventionszuschuesse@svlfg.de oder per Fax an 0561 785-219127 entgegen. Die SVLFG weist darauf hin, dass der Antrag vor dem Kauf gestellt werden muss. Anträge, die vor dem Datum gestellt werden, können nicht berücksichtigt werden. Die Vergabe erfolgt nach der Reihenfolge der Antragseingänge. Die Aktion endet, wenn die Fördergelder ausgeschüttet sind.

2 Gedanken zu „Unfälle im Kuhstall vermeiden

  • Auch die Euterpflege ist zu berücksichtigen, nicht nur die Enthornung der Kälber. Sicher will ich auch nicht in einem Gatter mit Jungbullen sein, die noch ihre Hörner haben. Aber es gibt ja mittlerweile so viel zu beachten, dass einem der Kopf schwirrt.

    Antwort
  • Da mein Neffe sich sehr für den Beruf als Landwirt interessiert, versuche ich etwas über die heutigen Arbeitsbedingungen zu recherchieren. Danke für die vielen Infos zur Unfallprävention. Besonders wenn ein Veterinär bzw. ein spezialisierter Rindertierarzt kommen muss, ist eine gute Behandlungsbox sicher unerlässlich.

    Antwort

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