Umfrage: Würden Landwirte Design-Dünger aus Abwasser kaufen?
Dünger aus Abwasser ist eine Alternative zu fossilen Düngemitteln. Forscher haben bei Landwirten nach der Akzeptanz von sogenannten Design-Düngern gefragt.
- Wissenschafter der Uni Hohenheim wollten von Landwirten wissen, ob sie Dünger aus Abwasser und Küchenabfällen kaufen würden.
- Meinungen sind von der Art des Betriebes abhängig
- Landwirte erwarten Schadstofffreiheit
Angesichts zunehmender Energie- und Ressourcenknappheit wird die künftige Landwirtschaft verstärkt auf Düngemittel zurückgreifen müssen, deren Herstellung keine fossilen Ressourcen benötigt. Wissenschaftler der Universität Hohenheim sehen in mineralischen Recycling-Düngern aus häuslichem Abwasser und Küchenabfällen einen vielversprechenden Ansatz. Denn elementare Pflanzennährstoffe wie Stickstoff und Phosphor können daraus zurückgewonnen werden.
Online-Befragung erfasst Einstellung der Landwirtschaft zu Design-Düngern
Doch welche Eigenschaften sollten neuartige Dünger haben, um von den Landwirten auf breiter Basis akzeptiert und gekauft zu werden? Dieser Frage sind die Forscher in einer Online-Befragung nachgegangen. In einem sogenannten Auswahlexperiment mussten sich die 206 Befragten mehrfach jeweils für einen von drei beschriebenen Mineraldüngern mit unterschiedlichen Eigenschaften entscheiden. So konnten die Wissenschaftler die Zahlungsbereitschaft für entsprechende Düngemittel erstmals auf breiter wissenschaftlicher Basis abschätzen. „Dabei hat sich gezeigt, dass die Einstellungen sehr unterschiedlich sind, was sich zum Teil mit den jeweiligen betrieblichen Gegebenheiten erklären lässt“, sagt Prof. Dr. Lippert. So stellten die Wissenschaftler vor allem bei Betrieben, die ihre Erzeugnisse beispielsweise in Hofläden direkt vermarkten, deutlich größere Vorbehalte gegenüber Design-Düngern fest. Das Problem ist laut der Umfrage die Herkunft der Nährstoffe aus Siedlungsabwasser.
Die meisten Landwirte, die ihre Produkte nicht direkt vermarkten, würden die Dünger mit einem Preisnachlass von etwa zehn Prozent akzeptieren. Betriebe, die Futter- und Energiepflanzen anbauen, würden Design-Dünger auch zu marktüblichen Preisen abnehmen. Bei ihnen hat die Herkunft der Nährstoffe keinen nennenswerten Einfluss auf die Zahlungsbereitschaft. Die anpassbare Nährstoffzusammensetzung der Düngemittel und eine konstante Lieferbarkeit wirken zudem verkaufsfördernd.
Landwirte sind kritisch solchen Düngern gegenüber
„Es scheint sogar Landwirte zu geben, die bereit sind, mehr zu zahlen als für entsprechend belastete konventionelle Dünger, falls die Schwermetallgehalte des Design-Düngers deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten für Düngemittel lägen“, weiß Prof. Lippert. Ein Pluspunkt für die aus Abwasser gewonnenen Phosphatdüngemittel: Sie sind tendenziell geringer mit Schwermetallen belastet als herkömmliche Mineraldünger auf Basis von Rohphosphat aus fossilen Lagerstätten. „Andererseits sinkt die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für Düngemittel erheblich, wenn mit Medikamentenrückständen oder anderen organischen Schadstoffen gerechnet werden müsste“, so der Wissenschaftler.
Das Fazit der Forscher: Insgesamt haben die Landwirte eine negative Einstellung gegenüber Design-Düngern. Dabei steht die Angst vor der Gefährdung der Produktsicherheit aufgrund von Verunreinigung im Vordergrund. Garantierte Schadstofffreiheit sehen die Wissenschaftler von entscheidender Bedeutung für die Akzeptanz.
Foto: Kubinger/Pixabay.com (Symbolbild)