Tierwohl: Verbraucher wollen doch keine höheren Preise bezahlen
Eine Untersuchung des Kaufverhaltens überrascht. Sie zeigt, dass weniger Verbraucher als bisher angenommen bereit sind, für Tierwohl mehr zu bezahlen.
Eine von der „Initiative Tierwohl ” beauftragte Forsa-Umfrage hat im Vorjahr ergeben, dass 93 Prozent der Verbraucher die Initiative “gut” beziehungsweise “sehr gut” finden. Doch laut einer aktuellen Studie der Hochschule Osnabrück ist nur ein geringer Prozentsatz bereit, für verpacktes Fleisch im Supermarkt oder Discounter mehr zu bezahlen. Nur 16 Prozent der Einzelhandelskunden entscheiden sich dazu, einen Tierwohlartikel anstatt konventionell erzeugter Ware zu kaufen.
Käufer reagieren bei Tierwohl verhalten
Tierwohl-Siegel hatten dabei nicht durchgängig einen positiven Einfluss auf die Kaufbereitschaft. Zudem wurden lediglich Preisaufschläge von etwa 30 Cent für einen mittelpreisigen Schweinefleisch-Artikel akzeptiert, der nach Tierwohl-Standards produziert wurde. Das entspricht einer Preiserhöhung von 9 bis 13 Prozent je nach Ausgangspreis des Artikels. Für die Untersuchungen wurden bei Edeka und in NP-Discountmärkten an 18.000 Kunden Testprodukte verkauft.
Tatsächliches Kaufverhalten stimmt nicht mit Aussagen überein
Prof. Dr. Ulrich Enneking von der Hochschule Osnabrück ist überrascht: “Wir wissen jetzt, dass die beobachtete Realität beim tatsächlichen Kaufverhalten differenzierter und komplexer ist. Die grundsätzliche Bereitschaft, im Test mehr Geld für solches Fleisch auszugeben, ist nur bedingt ausgeprägt.“ Das Ergebnis widerspricht sich nicht nur mit den bisherigen Umfragen, sondern auch mit zu der aktuellen Studie parallel durchgeführten Befragungen an den Kassen. Hier gaben deutlich mehr Konsumierende an, Tierwohl-Produkte zu bevorzugen.
Die Studie wurde von Prof. Enneking konzipiert und von der “Initiative Tierwohl” unterstützt und finanziell gefördert. Die EDEKA-Regionalgesellschaft Minden-Hannover stellte für die Untersuchung insgesamt 18 Märkte sowie die getestete Ware zur Verfügung.