Tierschutzbund fordert sofortiges Ende der betäubungslosen Kastration
Die Tierschützer werfen der ganzen Branche „Verzögerungstaktik“ vor.
Der Deutsche Tierschutzbund (DTB) fordert weiterhin ein Verbot der chirurgischen Ferkelkastration – und das sofort. Der DTB sieht die EU-weite Absichtserklärung, die chirurgische Kastration abzuschaffen, als gescheitert. Obwohl in Deutschland die betäubungslose Kastration ab 2019 ohnehin verboten ist, fordert der DTB nur noch mit Alternativen, wie der Ebermast, zu arbeiten. Der Tierschutzbund wirft der Bundesregierung vor, das Scheitern auf EU-Ebene zu nutzen, um durch die Verzögerung der „Schweineagrarlobby einen Gefallen zu tun“, wie es in einer DTB-Pressemitteilung heißt.
Vierter Weg für den DTB kein Thema
Der Tierschutzbund akzeptiert weder die Kastration unter Vollnarkose noch längerfristig den sogenannten „Vierten Weg“ – den Einsatz von Lokalanästhesie. Die Methode sei aus Tierschutzsicht nicht akzeptabel, da der Kastrationsschmerz damit nicht wirksam ausgeschaltet werde, so der DTB. Die Tiere seien durch die Injektionen in die Hoden sogar zusätzlichem Schmerz und Stress ausgesetzt. Die Kastration unter Vollnarkose ist ein Minimum, mittelfristig müsse komplett auf chirurgische Kastration verzichtet werden, so DTB-Präsident Thomas Schröder.
Blockade fördert Import
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) reagierte auf die Vorwürfe des Tierschutzbundes prompt. Den Schweinehaltern in Deutschland vorzuwerfen, die bekannten Alternativen zur Kastration der männlichen Schweine ohne Betäubung zu verzögern, gehe an der Realität vorbei, so die ISN. Denn gerade bei diesem Thema hätten die deutschen Schweinehalter mit viel Engagement die Alternativen umgesetzt. Dazu gehören zum Beispiel die Ebermast und die Impfung gegen Ebergeruch.
Einige Nachbarstaaten beschreiten genau den „Vierten Weg“. „Da die verschiedenen Alternativen an ihre Vermarktungsgrenzen stoßen, müssen weitere Lösungen her“, so die ISN. Der Verband befürchtet, dass ansonsten die Ferkelerzeugung aus Deutschland abwandert. Es sei fahrlässig, die Möglichkeit der lokalen Betäubung nicht voranzutreiben, mahnt der Verband.