Tierhaltung: Differenzen bei konventionellem Futter in Biobetrieben
Biobetriebe mit Tierhaltung erhalten Genehmigungen, bei Futterknappheit auf konventionelles Raufutter zurückzugreifen. Die Regelung der Behörden spaltet die Biobranche.
Aufgrund der Futterknappheit durch die Dürre dürfen Biolandwirte in mehreren Bundesländern auf Antrag konventionelles Futter verwenden. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat bereits Anfang August eine Allgemeinverfügung herausgegeben. Ökobetriebe mit Tierhaltung haben die Möglichkeit Raufutter zuzukaufen, das aus konventioneller Herstellung stammt. Die allgemeine Ausnahmegenehmigung in Niedersachsen regelt Zukäufe von Raufutter bis zum 30. Januar 2019. Das Futter darf bis 30. Mai 2019 eingesetzt werden. Allerdings müssen die Betriebe nachweisen, dass sie aufgrund der Witterung von Futterknappheit betroffen sind.
Verständnis für Biobetriebe mit Tierhaltung
Auch Brandenburg erteilt Ausnahmegenehmigungen, dass als Übergang Milch von konventionell gefütterten Kühen als Biomilch verkauft werden darf. Die Milch darf also im Handel mit Bio-Siegel angeboten werden, obwohl konventionelles Futter verwendet wurde. Was Behörden zum Wohle der Tiere und der Betriebe allgemein halten, sieht die Biobranche differenzierter. „Damit sollte man offen umgehen. Ich gehe davon aus, dass die Kunden auch aus Solidarität mit den Betrieben weiterhin zur Biomilch greifen”, sagte der Sprecher des Agrarministeriums in Potsdam, Jens-Uwe Schade, zum Nachrichtenportal moz.de.
Heu ja, Mais nein
Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖWL) hat Verständnis für die “existenzielle Not” von Betrieben, wie BÖWL-Geschäftsführer Peter Röhrig gegenüber moz.de sagte. Er betonte auch, dass es sich trotz der Fütterung von konventionellem Futter um Biomilch handele. Denn die anderen Bio-Parameter, wie bessere Haltungsbedingungen und weniger Medikamente, würden ja eingehalten.
Bioverbände, wie Demeter und Bioland, sehen die Sachlage um den Zukauf von Futtermittel etwas differenzierter. „Es geht jetzt darum, die Betriebe und die Tiere zu retten“, sagt Demeter-Sprecherin Antje Kölling zu dem Nachrichtenportal. Das Gesetz sehe für Katastrophenfälle diese Regelung vor. Und es gehe auch nur darum, Lücken zu schließen.
Demeter ist allerdings strenger als die Behörden. Gras wird laut Kölling akzeptiert, Mais nicht. Da seien zu viele Pestizide drin, so die Sprecherin. Bioland handhabt die Regelung gleich.
Arla sorgt für Unruhe
Sowohl Demeter als auch Bioland haben allerdings kein Verständnis für den Weg, den der Milchverarbeiter Arla während der Dürrekrise einschlägt. Der Hersteller von Bio-Lebensmitteln besteht auf Fütterung von ökologisch erzeugtem Futter. Bio-Erzeuger, die das Unternehmen beliefern, dürfen Milch von konventionell gefütterten Kühen nicht als Bio-Milch anbieten. Nach Angaben von Arla wolle man das Vertrauen von Verbrauchern und Handelsketten nicht enttäuschen. Für die Bio-Erzeuger bedeutet das, dass sie während in dieser Ausnahmesituation nicht nur Futter zukaufen müssen, sondern für die Milch auch weniger bekommen.