Tierärztin kämpft gegen Klimakiller-Image der Kühe
Für Aufsehen unter Landwirten und Konsumenten sorgt momentan die hessische Tierärztin Dr. Anita Idel. Sie wendet sich mit einem Buch an Verbraucher und Skeptiker. Idels Kernaussage: „Die Emission von Kühen wird überschätzt, Rinder sind keine Klimakiller.“
„Es ist nicht die einzelne Kuh, die klimaschädlich ist, sondern die industrielle Agrarproduktion auf den Futterflächen“, wusste die Veterinärmedizinerin vor Kurzem auch bei einem Vortrag in Österreich, wo sie aufgrund der kleinstrukturierten Landwirtschaft viel Gehör findet. Sie baut ihre Theorie darauf auf, dass man sich anschauen müsse, was unter dem Strich rauskommt und nicht die einzelne Kuh bewerten dürfe.
„Es stimmt zwar, dass Kühe Methan rülpsen und dieses auch 25-mal klimarelevanter als Kohlendioxid ist, allerdings muss man sich immer die Gesamtbilanz anschauen. Und die fällt bei Grünlandfutter sehr positiv aus“, so Idel. Wenn etwa die UN-Welternährungsorganisation „Food and Agriculture Organzation“ (FAO) angebe, dass für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch bis zu 100.000 Liter Wasser verbraucht würde, dann sei das schlichtweg falsch. Hier würde einfach der Regen eingerechnet, der auf die Wiesen fällt, ist sich die Tierärztin sicher. Dieses Wasser würde aber nicht verbraucht werden, es entstünde neues Grundwasser und man wisse, dass das Grünland eine sehr wasserschonende Bewirtschaftungsform sei.
Die Tierärztin, die auch als Projektmanagerin und Mentorin im Veterinärbereich arbeitet, sieht das Problem im Kraftfutter. „In der EU werden 70 Prozent der verfütterten Proteine importiert und damit weidet ein Teil unserer Rinder eigentlich auf Äckern in Nord- und Südamerika“, rechnet Idel.
Letztendlich sei es eine Grundsatzentscheidung: „Will ich mit Kraftfutter das Gras verdrängen?“ Man müsse die Landwirtschaft unterstützen, die das Grundfutter von heimischen Wiesen bezöge, dann sei das mit dem Klima kein Problem, fasst die die Medizinerin zusammen.