Swiss Meat – Wie man ein teures Produkt besser vermarktet
Wer ein Produkt von sehr hoher Qualität und Preis anbietet, ist durch Änderungen im Markt besonders leicht verwundbar. Ganz speziell gilt das für Angriffe von vergleichbaren Erzeugnissen mit niedrigeren Preisen.
Wenn der Kunde plötzlich ein ähnliches Produkt wie das Ihre für viel weniger Geld haben kann, wird es brenzlig. Selbst wenn die Konkurrenz Ihnen in puncto Qualität nicht das Wasser reichen kann, ein niedrigerer Preis ist für viele Verbraucher ein sehr starkes Argument.
In diesem Punkt unterscheidet sich die Landwirtschaft nicht von allen anderen Branchen. Hier wie dort steht man dann vor der Frage, wie man es dem Kunden vermitteln kann, dass das eigene Produkt den höheren Preis wert ist.
Beispiel Schweizer Fleisch
Genau an diesem Punkt befindet sich gerade die schweizer Fleischindustrie. Bislang war der Schweizer Markt dank hoher Schutzzölle von dem Import billigen Fleisches aus anderen Ländern praktisch abgeschnitten. Auf Druck der EU, die mit der Schweiz an einem Freihandelsabkommen arbeitet, wird sich daran in den kommenden Jahren aber einiges ändern.
Plötzlich müssen die schweizer Fleischproduzenten also damit rechnen, massive Konkurrenz zu bekommen. Billigimporte könnten den einheimischen Fleischerzeugern Marktanteile abnehmen. Denn Weidehaltung und Grasfütterung garantieren zwar ein Produkt von ausgezeichneter Qualität, treiben aber auch den Preis für den Endabnehmer in die Höhe.
Marketing ist alles
Die schweizer Fleischerzeuger machten das einzig richtige und gründeten die Branchenorganisation „Proviande“ mit dem Ziel, ein gemeinsames Marketing rund um die Marke „Schweizer Fleisch“ aufzuziehen.
Mit Proviande soll zum einen sichergestellt werden, dass die schweizer Konsumenten auch nach der Öffnung des Marktes weiter Fleisch aus dem Inland kaufen. Zweitens soll der Export in die Nachbarländer vorangetrieben werden.
Qualitätsvorsprung kommunizieren
Wichtigste Aufgabe von Proviande ist es also, den Qualitätsvorsprung effektiv zu kommunizieren. Dem Kunden muss vor Augen geführt werden, welche Vorteile Schweizer Fleisch gegenüber anderen, minderwertigen Fleischsorten bietet und warum das auch den ein oder anderen Euro mehr wert ist. Damit sind sie ein Lehrstück für die oben beschriebene Problematik.
Wie wird das gemacht? Die Methoden von Proviande umfassen die gesamte Bandbreite an PR-Maßnahmen, von TV-Spots über Zeitungsanzeigen zu Publikumsmessen und der Publikation eines eigenen Kochbuchs. Sogar eine Road-Show mit einer eigenen Showküche, die vor Einkaufszentren die Verbraucher zum Mitkochen animiert, wird steht auf dem Marketing-Plan.
Der Punkt ist, dass die einzelnen schweizer Betriebe nie in der Lage gewesen wären, eine derartige Kampage alleine zu gestalten. Erst der Zusammenschluss aller beteiligten Betriebe erlaubt ein solches Engagement.
Exportchancen nutzen
Bezüglich der Exportchancen von Schweizer Fleisch verspricht sich Proviande besonders viel vom Nachbar im Norden. „Deutschland ist ein großer Markt mit einem hohen Qualitätsbewusstsein in den von uns angesprochenen Kundensegmenten, einem großen Interesse an regionalen Produkten, einer hohen Importbereitschaft und einem ausgeprägtem Bewusstsein für Lebensmittelsicherheit”, sagt Heinrich Bucher, Direktor von Proviande.
So könnte sich die anfänglich als Bedrohung wahrgenommene Aufhebung der Schutzzölle zu einem Segen für die schweizer Fleischindustrie entpuppen.
Was glauben Sie, sind Projekte dieser Art auch in Deutschland möglich? Oder ist die Schweiz ein Sonderfall? Wie können in Deutschland Agrarbetriebe, Verarbeiter und Handel zusammenarbeiten, um mehr Ertrag mit Qualitätsprodukten zu erzielen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!