Strauße – imposante Exoten für Liebhaber
Strauße sind lebende Superlative. Die imposanten Läufer werden über zwei Meter hoch und sind damit die größten lebenden Vögel. Ihre Beine tragen sie bis 70 Stundenkilometer schnell über die Steppe. Für Erzeuger besonders interessant: Das Fleisch der bis zu 130 Kilogramm schweren Vögel ist sowohl sehr zart als auch mager und bekömmlich. Diese Eigenschaft hat es seit jeher beim Menschen beliebt gemacht und zur Ausrottung der Strauße in vielen Regionen beigetragen. Ursprünglich in Afrika und Asien beheimatet, finden sich Strauße heute nur südlich der Sahara und in Australien in freier Wildbahn. Doch die Tiere sind, was das Klima angeht, äußerst anpassungsfähig. Farmen gibt es demzufolge weltweit. Zucht und Haltung gelingen auch in Mitteleuropa und damit in Deutschland. Doch mit den Tieren Gewinn zu machen, ist für Betriebe hier schwierig. Das Klima ist – abgesehen von Jahren mit sehr strengen Wintern – dabei das geringste Problem für deutsche Landwirte.
Strauße benötigen viel Platz. Nicht nur die Größe der Tiere und deren beeindruckende Geschwindigkeit bestimmen die Fläche der Gehege. Auch das Verhalten der Tiere fordert bei der Bemessung des Auslaufs seinen Tribut. Straußenhähne verteidigen ihr Revier und ihren Harem gegenüber Fremden und heranwachsenden Artgenossen. Die scheuen Tiere mit den großen Augen sind dazu extrem neugierig, flüchten aber beim leisesten Hauch einer Gefahr. In die Enge getrieben, gehen Strauße aber auch zum Angriff über. Ihre scharfen Krallen können Menschen tödliche Verletzungen beibringen.
Wer dennoch über Zucht und Haltung der imposanten Vögel nachdenkt, sollte sich beim zuständigen Veterinäramt informieren. Ehe ein Betrieb den ersten Euro in das Projekt steckt, sollte geklärt sein, wie die Chancen auf eine Genehmigung stehen, rät Ralph Schumacher, Präsident des Bundesverbands Deutscher Straußenzüchter e. V. im Gespräch mit gruuna. Seiner Erfahrung nach sind die Auffassungen der einzelnen Amtstierärzte über Tierschutz und artgerechte Haltung sehr unterschiedlich. So gäbe es Bundesländer wie Hessen, in denen so gut wie keine Straußenhaltung zu finden sei. In anderen Gegenden sei die Genehmigungspraxis weitaus straußenfreundlicher.
Für die ersten Schritte empfiehlt Schumacher, nicht mit teuren Zuchttieren zu experimentieren. Für einen zweijährigen Zuchthahn werden immerhin zwischen 3000 und 7000 Euro verlangt. Einsteigern, die über mehr Zeit als Startkapital verfügen, rät der erfahrene Züchter zum Ankauf von 10 „Schlachttieren“ für den Einstieg. Die seien schon für 200 bis 400 Euro pro Stück zu bekommen, berichtet Schumacher. Die schönsten Tiere dieser Gruppe könnten dann nach rund einem Jahr für die Zucht genutzt werden.
Dass man für den Aufbau einer Straußenzucht einen langen Atem braucht, kann auch Marlies Halamunda bestätigen. Im kleinen Dörfchen Thurland vor den Toren Dessaus baut sie seit über 5 Jahren ihre Straußenfarm auf. Aus einer Handvoll Tiere ist inzwischen eine ansehnliche Straußenherde geworden. „Im Sommer sollen es wieder 60 bis 80 Tier sein“, berichtet die engagierte Halterin gruuna. Die zweieinhalb Hektar Weidefläche die dafür notwendig sind, gehören zum Hof der Familie. Neben den Straußen werden auch Damwild und ein Dutzend Galloway-Rinder gehalten. Schlachtung, Verarbeitung und Verkauf finden auf dem Hof statt. Vermarktet wird über den Hofladen, einige kleine Geschäfte der Umgebung und über Das Landei in Dessau. Der Lebensmittelladen hat sich auf regionale Produkte spezialisiert.
Obwohl die Vermarktung der eigenen Produkte recht gut läuft, trägt sich die Straußenzucht der Halamundas noch nicht selbst. „Wir wachsen langsam aber stetig und wissen, dass sich so ein Geschäft erst nach einigen Jahren rechnet.“ Dennoch sehen die Halamundas darin ihre Zukunft. In ein bis zwei Jahren will ihr Mann, der bisher mit einem fahrenden Supermarkt zum Einkommen der Familie beiträgt, mit in die Straußenzucht einsteigen. Platz genug ist vorhanden. „Wir können bis auf 18 Hektar wachsen“, freut sich Marlies Halamunda.
Diesen Platz braucht man auch, um die im Haupterwerb nötigen 500 Strauße zu halten, meint Verbands-Präsident Ralph Schumacher, dem selbst ein Betrieb in dieser Größe gehört. Sind die Tiere nach 12 bis 16 Monaten Schlachtreif, können bis zu 35 Kilo Fleisch pro Tier verkauft werden. Auch wenn Endverbraucher für ein Kilo Straußensteak 20 bis 25 Euro ab Hof bezahlen, lohne sich die Zucht nur für den Fleischverkauf nicht, rechnet Schumacher vor. Ein Preiskampf mit der im Supermarkt erhältlichen Ware aus Südafrika sei ohnehin nicht zu gewinnen. Das Fleisch aus Übersee sei zwar viel billiger, aber selten besser als das aus Deutschland, sagt Schumacher. Nur mit der kompletten Vermarktung von Fleisch, Federn, Haut und Eiern lohne sich die Mühe. Schumacher lockt außerdem Besucher zu kostenpflichtigen Besichtigungen auf den Hof. Die kaufen anschließen im Hofladen ein und Essen im angeschlossenen Restaurant.
Hallo Herr Richter,
unser Gesprächspartner Ralph Schumacher hat in seinem Betrieb 500 lebende Tiere. Die sind nach seiner Auskunft notwendig, um im Haupterwerb von der Straußen-Farm leben zu können. Viele Landwirtschaftsbetriebe erzielen Einnahmen aus verschiedenen Bereichen und haben deshalb nicht so viele Nutztiere. Bei der “monothematischen” Straußenzucht ist diese Zahl jedoch laut Herrn Schumacher nötig. Wenn Sie Details zu dieser Zahl erfahren möchten, können Sie Herrn Schumacher direkt eine Mail schicken an info@straussenfarm-gemarkenhof.de
Viele Grüße,
Jan Berger