Medien & Marketing

Soziales Netzwerk für deutsche Landwirte

Vor einigen Wochen hatten wir das amerikanische Internet-Forum Farmers of the Future vorgestellt. In Deutschland ging Ende Juli mit farmpoint.de ein ähnlicher Treffpunkt online. Inzwischen haben sich schon mehrere hundert Landwirte registriert, die dort über verschiedenste Themen diskutieren. Egal ob Landtechnik, Biogas oder Milchmarkt – zu allen Fragen kann man sich als Landwirt austauschen. Außerdem gibt es Regional- und Hochschulgruppen, damit man sich auch direkt in der Heimat besser vernetzen kann. Wir haben uns mit Max Meyer, einem der Initiatoren des Projekts, unterhalten.

Wer steht hinter Farmpoint?
Die Idee zu Farmpoint wurde von Reinhold Klüh und mir ausgearbeitet und umgesetzt. Dabei konnten wir unsere Stärken gegenseitig sehr gut ergänzen. So kann ich meine Erfahrung aus dem Aufbau meines ersten Internetprojektes voll mit
einbringen. Darüber hinaus gibt es eine Gruppe von Betatestern, die zur Zeit aus rund 20 Personen besteht. Mit diesem Personenkreis werden wir auch in Zukunft neue Elemente testen, bevor sie öffentlich zugänglich gemacht werden.

Wie ist Ihre Verbindung zur Landwirtschaft?
Reinhold Klüh ist aktiver Landwirt und kennt die Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum von Isny bis Harrislee und Stralsund ganz gut. Ich selber bin zwar gelernter Bankkaufmann und demnächst Student, jedoch auf dem elterlichen Betrieb aufgewachsen und wurde dort von Klein auf mit eingebunden.

Was bieten Sie Landwirten? Gibt es internationale Vorbilder für das Projekt?
Nicht, dass wir eines kennen. Farmpoint soll auch keine Kopie sein. Farmpoint soll speziell auf die Landwirtschaft zugeschnitten sein und den Landwirten die Möglichkeit bieten, Hilfestellung zu finden.

Wozu braucht man, in einer Zeit von sozialen Netzwerken wie XING, Facebook & Co ein eigenes Netzwerk für die Landwirtschaft?
Die genannten Netzwerke wurden alle für spezielle Bedürfnisse aufgebaut. XING ist für Businesskontakte und mit Facebook verliert man Freunde und Bekannte aktueller und früherer Zeit nicht aus den Augen. Landwirte verlieren sich dort aber, das ist vor allem bei XING der Fall. Es gibt im englischen Raum mehrere soziale Netzwerke, die sich auf den Bereich Landwirtschaft spezialisiert haben. Mit Farmers of the Future haben Sie vor kurzem selber schon so ein Netzwerk im Blog vorgestellt. Letzte Woche bin ich ausserdem auf Agville gestossen. Beide Netzwerke basieren auf jeweils einer fertigen Software, welche nur begrenzt angepasst werden kann. Und genau an dieser Stelle können wir ansetzen: Dadurch, dass Farmpoint ein komplett von uns selber entwickeltes System ist, sind wir praktisch zu 100% flexibel, was die Anpassungs- und Erweiterungsfähigkeit von Farmpoint angeht. Wenn wir wollen, dass die Profilfotos der einzelnen Mitglieder in den Forenbeiträgen ab sofort rechts und nicht mehr links vom Namen stehen, wissen wir sofort, wo wir was programmiertechnisch machen
müssen. Wir haben kein enges Korsett an und sind nicht auf externe Programmierer angewiesen.

Welche besonderen Funktionen gibt es denn bei Ihrer Plattform?
Auf Farmpoint gibt es in den Profilen der Mitglieder neben allen »normalen« Eingabemöglichkeiten (Geburtstag, Interessen, Beruf, Kontaktmöglichkeiten, etc.) auch einen Punkt »Betriebszweige und Produktionsrichtungen«. Hier kann ein Mitglied verschiedene Punkte aus den Bereichen Pflanze, Tier, Energie, Direktvermarktung und Lohnunternehmen anklicken, in denen er aktiv ist. Dies wird dazu führen, dass mittels einer Suchfunktion beispielsweise der Schweinemäster aus dem Emsland einen Mäster aus den Niederlanden finden und mit diesem gegenseitig Erfahrungen austauschen kann.
Außerdem wird der Bereich »Anwendungen« in Zukunft eine sehr große Rolle spielen. Dort gibt es im Moment zwar nur ein einfaches Fotoalbum, wir haben jedoch schon eine Menge Ideen, die es umzusetzen gilt. Das fängt bei einem Nachrichtendienst an, geht über Saatgutrechner, Börsenportalen und virtuellen Feldrundgängen bis hin zur Tier/Maschinendatenbank. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt und wir werden Sie umsetzen. Mittelfristig werden wir auch eine Schnittstelle für externe Entwickler bereitstellen.

Gibt es denn überhaupt spezielle Bedürfnisse der Landwirtschaft, für die Ihre Seite eine Plattform bietet?
Wir teilen ein Fachgebiet, in welchem es stark differierende Meinungen im Kollegenkreis und auch in der Öffentlichkeit gibt. Hier sind einmal die Themen Tierschutz – Intensivtierhaltung, grüne Gentechnik oder eben die Diskussion um BDM gegen DBV zu nennen. Auf Facebook eine solche Diskussion unter Kollegen zu führen, liefe schnell ins Leere und würde ohne Ergebnis im Chaos enden. Auf Versammlungen gibt der Referent stets das Thema und den Tenor vor, auch hier ist es schwer, unter Landwirten seine Meinung kund zu tun.
Genau hier setzen wir an: Wir können über Tierschutz diskutieren, aber auch Konzepte und Ideen erarbeiten, um den Tierschutz zu verbessern. Durch Regionalgruppen können auch schnell und gezielt Aktionen geplant werden, welche sofort umgesetzt werden. Es können aber auch agrarpolitische Ideen und Vorgaben schneller vorangebracht und dabei etwas mehr Basisdemokratie geübt werden.
Bislang wurde vor allem die Meinung von denen, die Vorne dran sitzen und denen, die am lautesten schreien, gezählt. 90% der Landwirte haben sehr wohl eine Meinung, wussten aber nie, wie sie diese platzieren können um Einfluss zu nehmen. Hier wird Farmpoint eine wichtige Aufgabe einnehmen. Zumal wir ein eher jüngeres Publikum haben, die ihre Zukunft positiv sehen und sie gestalten wollen.

Was hat es mit der geprüften Mitgliedschaft auf sich, die man bei farmpoint nutzen kann?
Durch Übersendung eines Identitätsnachweises wie einer Personalausweiskopie kann jedes Mitglied seinen Status auf »geprüftes Mitglied« setzen lassen. Dadurch können andere Mitglieder erkennen, dass es sich bei Person „ABC“ auch wirklich um Person „ABC“ handelt und nicht um eine Person „DEF“, welche sich als „ABC“ registriert hat. So eine Statusmöglichkeit bietet nicht mal XING. Eine zentrale Aufgabe wird es auch sein, dass Landwirte sich zu Kooperationen zusammen finden. Und sei es auch nur, dass unsere Jobbörse dazu führt, dass der Holsteiner einen Melker aus Bayern findet. Damit weiß er über Farmpoint auch gleich, mit wem er es zu tun hat.

Wo wird Farmpoint in einem Jahr stehen?
Ein Jahr ist eine sehr kurze Zeit, so viel wird sich bis dahin noch nicht getan haben. farmpoint wird wahrscheinlich die kritische Masse an Mitgliedern erreicht haben. Es wird zusätzlich zu den Möglichkeiten, die jetzt schon vorhanden sind, unter anderem ein Branchenbuch, eine Maschinenbörse und vier bis zehn Anwendungen. Mit einer ersten ins Englische übersetzte Version wird der Schritt ins internationale Feld getan sein.
Langfristig gehen wir aber davon aus, dass Farmpoint die komplette Landwirtschaft/Agrarbranche weltweit umkrempeln und voranbringen wird. Landwirte werden einen ganz neuen Weg finden, sich zu organisieren. Erfahrungen und Sichtweisen aus Deutschland werden sehr schnell auch in anderen Teilen der Erde bekannt und umgekehrt.

Ein Gedanke zu „Soziales Netzwerk für deutsche Landwirte

  • Sehr gute Ansätze. Hat für den Berufsstand Zukunft.
    Bin kein Landwirt/Bauer . Habe aber vielfältig Ost/West- 
    Landwirtschaft aus technischer und politischer Ebene
    in 35 Berufsjahren erlebt.

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