Schweinefleisch: Wermutstropfen trotz Exportboom
Deutschland wichtiger Partner für Asien, Afrika und Mittelamerika. Können aufgrund der hohen Auflagen für Schweinehalter überhaupt die Beziehungen bedient werden, die die Bundesregierung öffnet?
Der Schweinefleischexport boomt. Vor allem China, die Philippinen, Mexiko, das südliche Afrika und Südostasien haben Fleisch aus Deutschland für sich entdeckt, wie die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mitteilt.
Während der innereuropäische Verbrauch von Schweinefleisch immer weiter zurückgeht, entwickelte sich China mengenmäßig zum größten Exportziel Europas. Die Volksrepublik importierte im ersten Halbjahr 2016 1,39 Millionen Tonnen Schweinefleisch, davon fast eine Million Tonnen aus der EU. Der Grund für die Nachfrage: Aufgrund der rückläufigen Schweinebestände fiel auch das chinesische Schweineangebot knapp aus, Importe mussten die Lücke schließen. Deutschland ist mit 153.593 Tonnen wichtigster Lieferant für frisches und gefrorenes Schweinefleisch. Für 2017 wird eine Fortsetzung erwartet.
Weitere Russland-Entwicklung in der Schwebe
Der Hauptgrund für das Wanken des europäischen Schweinemarktes ist das 2014 von Russland verhängte Einfuhrverbot von Fleisch aus der EU. Doch das Einfuhrverbot verstößt gegen die Bestimmungen der Welthandelsorganisation (WTO). Russland hat angekündigt, in Berufung gegen die WTO-Entscheidung zu gehen. Die Entscheidung soll offenbar erst Mitte September getroffen werden, wie der Onlinemagazin „Piprogress“ schreibt. Solange kann nicht mit dem russischen Markt gerechnet werden.
Bundesregierung öffnet und blockiert zugleich
Eine breitere Aufstellung der Exportmärkte ist insbesondere zur Risikominimierung wichtig. Die Politik ist bemüht, weitere Exporttüren zu öffnen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat extra eine Stabsstelle dafür geschaffen. Derzeit steht unter anderem die Öffnung des chinesischen Marktes auch für Verarbeitungsprodukte aus Schweinefleisch oben auf der Prioritätenliste. Auf der einen Seite unterstützt die Politik die Landwirtschaft bei der Öffnung von Exportmärkten, auf der anderen Seite aber bedrohen Bürokratie und überzogene Auflagen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schweinehalter, wie die ISN kritisiert.