Rindfleisch wie Eier kennzeichnen
Würde ein Kennzeichnungssystem für Rindfleisch, ähnlich dem für Eier, funktionieren? Denn auch hier haben die Verbraucher Vorlieben, was die Haltung betrifft.
Der Frage, ob man auf Rindfleisch die Art der Haltung kennzeichnen sollte, sind Wissenschaftler der Universität Kassel nachgegangen, wie der aid Infodienst meldet. Im Rahmen des „Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“ (BÖLN) haben Antje Risius und Professor Ulrich Hamm untersucht, ob Verbraucher auf die Haltungsform wertlegen. Das Ergebnis: Die Konsumenten wollen wissen, ob das Rind aus Stallmast, Weidemast oder etwa Mutterkuhhaltung stammt.
Hochpreisiges Fleisch aus Mutterkuhhaltung gefragt
Für das Experiment wurde das Kaufverhalten von 680 Verbrauchern in sechs Geschäften getestet. Angeboten wurden ihnen 200 g schwere Steaks von Rindern, die sich in Haltungsform (Mutterkuhhaltung, Weidehaltung oder Stallhaltung), Produktionsweise (konventionell oder ökologisch) und preislich (von 1,98 Euro bis 7,98 Euro) unterschieden. Das Erstaunliche: Die Höhe des Preises spielt für die meisten Befragten beim Kauf von Rindfleisch keine zentrale Rolle. Lediglich sechs Prozent wollen für Rindfleisch nicht viel ausgeben.
Die Qualität hingegen spielt eine entscheidende Rolle. Für mehr als 70 Prozent der Verbraucher kommt es beim Kauf vor allem darauf an, dass es frisch ist (79 Prozent), gut schmeckt (74 Prozent) und aus artgerechter Tierhaltung (72 Prozent) stammt. Dementsprechend entschieden sich die meisten Teilnehmer bei den Auswahlexperimenten für die Produkte aus Weidehaltung oder extensiver Mutterkuhhaltung.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen einmal mehr, dass Verbraucher Produkte aus artgerechter Haltung zu schätzen wissen“, sagte Professor Hamm gegenüber aid. „Was auf dem Eiermarkt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt gilt, nämlich eine deutliche Preisdifferenzierung nach dem Haltungssystem, ließe sich auch auf den Rindfleischbereich übertragen.“, ist der Wissenschaftler überzeugt. Gleichzeitig warnt Hamm aber davor, ein solches Vorhaben auf die leichte Schulter zu nehmen: „Da es für Rindfleisch noch keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht bezüglich exakt definierter Haltungsformen gibt, ist der erforderliche Kommunikationsaufwand aber nicht zu unterschätzen.“