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Rendite mit der Landwirtschaft?

Über eine interessante Mischung aus Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung sind wir heute in der Nähe von Freiberg gestoßen. Dort gründete der Landwirt Christian Hiß vor vier Jahren die Regionalwert AG . Mit dem Kapital der Aktiengesellschaft kauft er landwirtschaftliche Betriebe auf, denen ein familieneigener Nachfolger fehlt, und verpachtet sie an qualifizierte Öko-Bauern. Mit diesem Konzept überzeugt er zahlreiche Investoren.

Über die Idee von Hiß haben schon einige Medien berichtet, unter anderem die Financial Times und das Wirtschaftsmagazin Brand Eins. Obwohl die Form der Aktiengesellschaft schnell Gedanken an die Wirtschaftskrise und wahnwitzige Renditen aufkommen lässt, geht es bei Regionalwert nur am Rande ums große Geld. Jeder, der eine Aktie kauft, erwirbt Stimmrecht und kann dann darüber mitentscheiden, wie die angeschlossenen Höfe arbeiten. Das sichert vor allem immaterielle Werte in der Region, wie verbrauchernahe Erzeugung, faire Beschäftigungsverhältnisse oder ökologische Landwirtschaft.

Das Problem, welches Hiß 2006 zu der Firmengründung geführt hat, kennt man in vielen Bereichen Deutschlands. Landwirtschaftlichen Familienbetrieben fehlt der Nachwuchs, das Land wird an größere Unternehmen verpachtet. Die setzen auf Monokulturen, Großanlagen und entziehen der Region damit den Einfluss die Nutzung des Landes.

Auch die Regionalwert AG kauft Betriebe, bei denen keine Nachfolge gefunden werden kann und verpachtet sie weiter. Die Bedingung ist jedoch, dass die Betriebe als Öko-Betriebe anerkannt werden. Und dass sie darüber hinaus vor den Aktionären Rechenschaft über Bereiche wie Vertriebsstrukturen oder Arbeitsverträge ablegen. Die Gewinne der Betriebe sind unter diesen Vorraussetzung gering – doch den Aktionären geht es höchstens langfristig um eine Steigerung ihrer Anlage. Kurzfristig rechnet keiner mit einer Auszahlung. Sie wollen einen Einfluss darauf haben, wie sich ihre Region landwirtschaftlich entwickelt.

Hiß ist für seine Idee bereits ausgezeichnet worden. Dabei ist das nicht das einzige Modell, wie Menschen an der Landwirtschaft beteiligt werden können. Großbetriebe, vor allem in Ostdeutschland, haben als Genossenschaften viele Mitglieder, die damit an der (Weiter-)Entwicklung beteiligt sind. Auch das führt dazu, dass nicht immer unter dem Diktat der Gewinnmaximierung gearbeitet wird. In der Region Arbeit zu schaffen und für die Region zu produzieren spielt häufig ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Wie beurteilen Sie die Beteiligung an landwirtschaftlichen Betrieben? Ist das eine sinnvoller Weg, auch, um mehr Verständnis für die Landwirtschaft zu wecken? Oder führt es dazu, dass immer mehr Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten geraten? Kennen Sie weitere Beispiele, in denen solche Beteiligungsmodelle gut funktionieren ?

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