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Nitrat: Welche Rolle spielen Industrie und Verkehr?

Industrie und Verkehr produzieren ebenfalls Nitrat, das in das Grundwasser gelangt. Welche Rolle sollte das in der öffentlichen Debatte spielen.

Auf einer Karte des Umweltbundesamtes ist Deutschland in rot und grün eingeteilt. Grün bedeutet, dass die Nitratwerte im wahrsten Sinne des Wortes im grünen Bereich sind, die roten Stellen deuten auf schlechte Werte des Grundwassers hin. Auffällig ist, dass in Regionen, in denen Industrie dominiert und in Ballungsräumen, viele rote Flächen zu sehen sind. In ländlichen Räumen, wie Brandenburg, ist fast alles grün. Wie ist diese Karte zur Ablagerung von Nitrat zu deuten?

Nitrat durch Verkehr und Industrie?

Fakt ist, dass Nitrat nicht nur über landwirtschaftliche Düngung in den Grundwasserkörper gerät, sondern auch über Stickoxide aus industriellen Verbrennungsprozessen und aus fossilen Verbrennungsmotoren. Der Verkehr produziert indirekt auch Nitrat. Das geschieht, wenn Stickstoffoxide, die in die Atmosphäre gelangen, und durch Regen ausgewaschen werden.Aber auch die Natur selbst sorgt für die Entstehung von Stickoxiden, durch elektrische Ladung wie sie bei Blitzen entsteht.

Nitratbelastung muss differenzierter betrachtet werden

“Die Rolle von Industrie und Verkehr ist nach meiner Ansicht feststellbar”, sagt Prof. Dr. Klaus-Holger Knorr, Hydrologe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er lenkt aber ein: “Aber im Vergleich zu den Beiträgen der Landwirtschaft deutlich geringer.” Die Differenzen auf der Karte des Umweltbundesamtes führt der Wissenschaftler auf geologische Unterschiede zurück: “Die Belastung des Grundwassers hängt nicht nur von der Landnutzung ab, sondern vor allem auch vom geologischen Untergrund. Während zum Beispiel der sandige Boden des Bremer Umlandes mehr Nitrat durchlässt, gibt es im Stuttgarter Raum sehr undurchlässige Ton-Schichten.” 

Stickstoffoxide aus Tierhaltung werden ebenfalls ausgewaschen

Einen Vergleich zwischen Nitrateinträgen aus der Düngung und Auswaschungen aus industrie- und verkehrsbedingten Stickstoffoxiden in der Atmosphäre gibt es nicht. Klarer ist das Verhältnis zwischen Auswaschungen aus der Landwirtschaft und dem Verkehr beziehungsweise der Industrie. Denn Stickstoffoxide aus der Tierhaltung werden ebenfall vom Regen ausgewaschen. Laut einer Studie, ebenfalls des Umweltbundesamtes, stammen dabei 70 Prozent aus der Landwirtschaft und 30 Prozent aus fossiler Verbrennung.

“In Summe ist es daher sicher gut, diese außeragrarischen Mengen in Betracht zu ziehen, aber die Hauptlast liegt bei der Landwirtschaft, so unangenehm das sein mag und so viel Verständnis ich für die Landwirte und ihre Lasten habe”, räumt Knorr ein. In der öffentlichen Wahrnehmung spielen allerding Industrie und Verkehr eine zu geringe Rolle.

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