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Neue Wege bis nach Polen

„Es waren fünf harte Jahre“, sagt Ullrich Kolbe heute. Schon Mitte der 90er Jahre versuchte der Vorstandsvorsitzende der Seifersbacher Land AG das erste Mal, eine Tochterfirma in Polen aufzubauen. Ohne Erfolg. Erst im zweiten Anlauf klappte es 1997, insgesamt 900 Hektar pachteten die Sachsen aus Seifersbach im polnischen Sienno. Doch mit den bürokratischen Hürden waren noch lange nicht alle Probleme aus dem Weg geräumt.

»Unsere Idee war, etwas zu tun, das den Rahmen sprengt“, erinnert sich Kolbe. Vor dem EU-Beitritt Polens war der Schritt nach Osteuropa schon wegen der Grenzkontrollen schwierig. Alle Betriebsmittel, die von Deutschland nach Polen gingen, mussten durch den Zoll – alle Erzeugnisse, die den Weg in die andere Richtung nehmen sollten, ebenfalls. Auch wenn sich das 2004 mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union von selbst löste: Viele Schwierigkeiten musste Kolbe vor Ort anpacken.

Der Acker des Pachtlands in Sienno war zwar schon vor der Übernahme bewirtschaftet. Die Grundfruchtbarkeit fehlte jedoch. „Das hat fünf Jahre Arbeit gebraucht“, sagt Kolbe. „Vor allem kostete es Geld und Kraft.“

Auch um die Akzeptanz in dem Dorf musste man kämpfen: Sprachprobleme und Misstrauen machten es den Deutschen schwer, Fuß zu fassen. „Inzwischen haben wir jedoch einen festen Platz im Dorfleben.“ Beim Feuerwehrfest und anderen Dorffesten sei man präsent. Der Verwalter, ein deutscher Agraringenieur, spricht Polnisch. „Er ist seit zehn Jahren in Sienno und hat auch eine Polin geheiratet“, sagt Kolbe. Die sechs anderen Angestellten sind alle Polen.

Das Engagement im Ausland hält der Vorstandsvorsitzende für gelungen. „Der Standort ist ein wichtiges Standbein unseres Unternehmens“ – und das, obwohl man dafür nur rund zwei Drittel der hier gezahlten Betriebsprämien bekommt. Raps aus Sienno wird in Deutschland vermarktet, wenn möglich auch Futtergetreide. In Deutschland bewirtschaftet die AG insgesamt 1800 Hektar.

Doch nicht nur mit dem Schritt nach Polen hat die Firma gezeigt, dass sie neue Wege beschreiten will. 2007 wurde die Sauenanlage saniert und neu populiert. Die Landwirte kauften jedoch keine dänischen Sauen – wie sie in Sachsen üblich sind – , sondern Tiere aus Frankreich. Der Erfolg gibt Kolbe und seinen Mitarbeitern Recht: Pro Jahr bringt jede Sau über 28 Ferkel. Vor der Umstellung waren es nur 24.

Das Unternehmen hat vor zwei Jahren außerdem in eine Biogasanlage mit 475 KW Leistung investiert. Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist, die Wärme heizt die Ställe. 60.000 Euro spart der Betrieb nun pro Jahr an Kosten für Heizöl oder Flüssiggas.

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