Neu entdeckter Gendefekt Grund für Zeugungsunfähigkeit von Bullen
Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben jetzt einen Gendefekt gefunden, der Zuchtbullen scheinbar unfruchtbar macht. Der Fehler liegt auf dem Rinderchromosom 19 des Gen TMEM95. Bei Bullen mit diesem Defekt verlaufen weniger als zwei Prozent der Besamungen erfolgreich.
Das Heimtückische ist, dass die Tiere ansonsten völlig gesund und unauffällig scheinen. „Das Merkmal prägt sich außerdem nur dann aus, wenn Bullen die Mutation vom Vater- und vom Muttertier erben, also reinerbig für das defekte Gen sind. Lediglich in diesem Fall sollten die Tiere aus der Züchtung ausgeschlossen werden.“, erklärt Dr. Hubert Pausch, Erstautor der Studie.
Die Wissenschaftler verglichen das Genom von 40 wenig fruchtbaren Rindern mit 8000 normal fruchtbaren Zuchtbullen. Dabei fanden sie auch heraus, dass sich der Gendefekt bis zu einem 1966 geborenen Stammvater der Fleckviehzucht zurückverfolgen lässt. Das TMEM95-Gen kodiert für ein Protein auf der Oberfläche der Spermienköpfe. Das Protein vermittelt die Bindung zwischen Samen- und Eizelle. Fehlt es, kommt es nicht zur Befruchtung. Die Wissenschaftler sehen in dieser Entdeckung aber kein all zu großes Problem für Landwirte, da gerade bei Rindern das genetische Profil punktgenau charakterisiert werden kann. „So lassen sich individuelle Schwachpunkte in der Zucht berücksichtigen.“, so Pausch weiter.
Die Wissenschaftler empfehlen, Genanalysen durchzuführen. „Die Analysen zeigen, welche erwünschten Merkmale, aber auch welche Krankheiten die Tiere vererben. So können nicht nur Ertrag und Qualität verbessert werden, man kann auch die Tiergesundheit fördern, indem krankmachende Genvarianten gefunden werden und man dafür sorgt, dass sie nicht weitervererbt werden.“, erklärt Prof. Ruedi Fries, Leiter des TUM-Lehrstuhls für Tierzucht. Ein Beispiel dafür sei ein Gendefekt, der im reinerbigen Zustand eine Störung der Blutgerinnung verursacht, so Fries weiter.
Der entdeckte Gendefekt kann auch bei Menschen zum unerfüllten Kinderwunsch führen, wie die Forscher bei einer begleitenden Zusammenarbeit mit einer Münchener Humanmedizinerin herausfanden.