Forst

Mythos Wolf: Wie gefährlich ist er wirklich?

Um den Wolf ranken sich viele Mythen. In alten Zeichnungen und literarischen Abhandlungen wird er dargestellt als menschen- und tierevernichtendes Monster, kann in historischen Bildern schonmal eine Größe von drei Metern und mehr annehmen.

Doch der Wolf hat ein Problem. Die Bilder von früher haben sich im Gedächtnis des Menschen fest verankert. In Wahrheit sind sie nicht größer als ein Schäferhund und – sie sind sehr scheu und harmlos, oder doch nicht?

Der „Canis Lupus“, wie er im lateinischen Fachbegriff heißt, war lange in Deutschland gar nicht mehr beheimatet, seit einigen Jahren zieht es ihn allerdings wieder in die Bundesrepublik. Vor allem aus Polen wandern die Tiere ein. Das ist auch der Grund, dass die Rudel vor allem in den östlichen Bundesländern durch die Wälder streifen. Aber auch in Norddeutschland wurden bereits Ansiedelungen beobachtet. Etwa 20 Wolfsrudel leben momentan in Deutschland. Die Größe eines solchen Verbandes schwankt im Jahresverlauf meist zwischen fünf und zehn Tieren.

Zug gen Westen
In der Natur in den westdeutschen Bundesländern spielt der Wolf bislang noch eine untergeordnete Rolle. „Es wurden schon einzelne Tiere gesichtet“, so Cosima Lindemann vom Naturschutzbund (NABU) Rheinland-Pfalz im Gespräch mit gruuna.com. „2012 streifte einer durch den Westerwald, der wurde allerdings erschossen.“, so Lindemann weiter. „Es ist zu erwarten, dass sich die Wölfe in den nächsten Jahren vermehrt im Westen ausbreiten.“

Im Saarland Schafe gerissen
Im saarländischen Blieskastel kam es Anfang Januar zu einem Vorfall, der Wolfsmythiker auf den Plan rief. Der Zaun einer Schafskoppel wurde eingedrückt, zwei Mutterschafe wurden gerissen aufgefunden, der Rest der Herde befand sich aufgescheucht außerhalb der Umzäunung. Waren da Wölfe am Werk? „Wir ermitteln momentan in alle Richtungen“, so ein Sprecher der Polizeiinspektion Blieskastel.

Der erste Gedanke nach dem Vorfall war, dass es sich bei den „Tätern“ um freilaufende Hunde handeln könnte. Den aktuellen Ermittlungsergebnissen zufolge waren es keine Wölfe, welche die Schafe töteten. „Der Tod der Tiere ist auf alle Fälle tierischen Ursprungs, so viel können wir sagen. Ob es wirklich Hunde waren, kann man aber auch nicht sagen“, wie der Polizeisprecher gegenüber gruuna.com bestätigte. „Wolfsexperten sind nicht zu Rate gezogen worden, da es im Saarland selbst seit 150 Jahren keine Wolfssichtung gab“, so der Polizist weiter.

NABU-Sprecherin Lindemann kann allerdings nicht ausschließen, dass sich einzelne Tiere vom Rudel entfernen und in eine ganz andere Gegend wandern. „Wölfe setzen sich schonmal vom Rudel ab und wandern bis zu 200 km Kilometer in eine ganz andere Gegend, um einen Partner oder eine Partnerin zu suchen und eine neue Familie zu gründen.“, weiß Lindemann.

Das Saarland ist etwa 200 km vom Westerwald entfernt, wo eben vor über einem Jahr ein Wolf gesichtet wurde.

„Haustiere gehören, genauso wie der Mensch, nicht zum Beuteschema der Wölfe. Sie gehen eher auf Schalenwild, wie Horn- und Geweihwild sowie Wildschweine.“, so Lindemann. Das sei auch gut so, denn die Wölfe helfen auf natürliche Weise Überpopulationen beim Wild zu regulieren, verteidigt die NABU-Sprecherin die Rudeltiere. Das würden sie gut machen, wenn man sie lässt. „Vor dem Menschen hauen sie ab, lange bevor man sie zu Gesicht bekommt.“, beruhigt Lindemann. Auf die Frage nach dem Verhalten der Wölfe landwirtschaftlichen Haustieren gegenüber hält Lindemann kurz inne: „Es sind halt doch Raubtiere.“

Rotkäppchen lügt
Den Mythos „Wolf“ schürt von Kindheitstagen an auch das Märchen der Gebrüder Grimm „Rotkäppchen und der böse Wolf”. Im Vorjahr rief der Naturschutzbund die Aktion „Rotkäppchen lügt!“ ins Leben, quasi eine Imagekampagne für die Tiere mit dem schlechten Ruf. Mythen sollen dabei aufgelöst und den Menschen die Angst genommen werden.

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