Mit der Kuhaktie zur Kundenbindung
Selten hat es ein Landwirt so groß in die Medien geschafft wie kürzlich Mathias von Mirbach aus Schleswig-Holstein – mit einem geglückten Finanzierungskonzept.
Als der Bio-Bauer für seinen gepachteten 150-Hektar-Hof auf einmal dringend 20.000 Euro brauchte, um die Kühe eines aussteigenden Partners auszukaufen, war guter Rat teuer. Keine Bank wollte ihm einen Kredit bewilligen, weil die Sicherheiten fehlten.
Um kurzfristig an frisches Kapital zu kommen, ließ sich der 50-jährige etwas ganz besonderes einfallen: Die Kuhaktie. Für 500 Euro pro Aktie konnten sich seine Hofkunden Anteile an Mirbachs Kuhherde einkaufen. Als Rendite sicherte er entweder 2,5 Prozent in Bar oder fünf Prozent in den Naturalien, die er in seinem Hofladen anbietet, zu.Mirbachs Plan ging voll auf. Er brachte so viele Kuhaktien an seine Kundschaft, dass das Geld noch für den Bau einer extra Scheune, neue Gatter und bessere Fressgitter reichte. Insgesamt kamen nicht weniger als 75.000 Euro in die Kassen. „Man muss im Kopf beweglich bleiben“, meint Mirbach nur bescheiden auf spiegel.de.
Streng genommen ist die Kuhaktie natürlich keine Aktie, sondern ein Genussschein. Die Käufer der Anteilsscheine haben kein Mitspracherecht hinsichtlich der Geschäftsentscheidungen des Hofs und besitzen auch keinen Anteil des Grundkapitals. Allerdings bekommen sie einmal jährlich einen Bericht zugeschickt, in dem Mirbach alles dokumentiert, was sich in und um die Herde in den vergangenen 12 Monaten so getan hat.
Kundengewinnung und -bindung
Keine Frage, die Kuhaktie ist ein tolles Konzept zur Kapitalbeschaffung. Was viele Kritiker aber übersehen ist, dass hier außerdem ein spektakuläres Instrument zur Kundengewinnung und -bindung erdacht und umgesetzt wurde.
Die Idee entstand zwar aus dem Bedarf nach frischem Kapital. Aber das eigentlich beeindruckende an dem Konzept ist die Werbung für den eigenen Hof. Richtig aufgezogen bringt eine solche Aktion eine Menge positive Publicity und damit neue Kunden in den Hofladen.
Außerdem werden alle Aktionäre gararntiert nur noch bei „ihrem“ Hof kaufen wollen. Die mittelfristigen Auswirkungen einer solchen Aktion sind mindestens genauso wirkungsvoll wie der unmittelbare Nutzen für den Cash-Flow.
Mirbach sieht das ähnlich: „Es gibt ja auch Modelle wie den Kindergarten auf dem Hof oder Hoffeste. All diese Sachen sind wichtig, um Verständnis für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten zu erwecken. Und letztendlich ist unser Finanzierungsmodell auch so ein Kundenbindungsinstrument“, sagt er im ZDF-Interview (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/835490/Mit-einer-Kuhaktie-gegen-die-Not#/beitrag/video/835490/Mit-einer-Kuhaktie-gegen-die-Not).
Martkunabhängig dank Hof-Flatrate
Eine ähnlich innovative Idee hatte Mirbach schon vor elf Jahren. Damals rief er die Hof-Flatrate ins Leben. Hofkunden können für 150 Euro monatlich eine festgelegte Menge an Hofprodukten kaufen. Das auf diese Weise sichere Einkommen macht ihn weitgehend unabhängig von den Turbulenzen des Marktes. Intern, so sagt er dem manager magazin, rechne er mit Milchpreisen von 55 bis 60 Cent pro Liter, fast drei Mal so viel wie der derzeit übliche Preis.
Auch diese Idee dient also gleichzeitig der Kundenbindung und der direkten Ertragssteigerung.
Was denken Sie? Sind Mirbachs Ideen Modelle, die auf alle oder viele deutsche Höfe passen? Oder finden Sie das alles eher albern? Haben Sie auf Ihrem Hof ähnliche Ideen umgesetzt oder in Planung? Schreiben sie uns Ihre Kommentare und diskutieren Sie mit.