Milchviehhaltung in schwieriger Lage
„Ich sehe uns als untypischen Betrieb in der Region“, sagt Arndt Hötzel. Als Geschäftsführer der Agrar GmbH »Am Kunnerstein« hat er 1050 Hektar Nutzfläche zu bewirtschaften, davon 285 Hektar Grünfläche. 400 Großvieheinheiten gehören zu dem Betrieb. Das ist ein geringer Viehbesatz pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Vergleich zu anderen Betrieben. Das Schwierige für Hötzel ist die Lage des Grünlands. Es sind vor allem kleine Flächen und nur 90 Hektar sind maschinenfähig. Die Grünfläche liegt vor allem an den Hängen des Erzgebirges, teilweise mit 27 Prozent Hangneigung. „Das ist richtig natürliches Grünland, das sich nur als Weide nutzen lässt“, sagt Hötzel.
Die Agrar GmbH „Am Kunnerstein“ hat sich vor allem auf die Milchviehhaltung spezialisiert. Nach der Wende stellte der sächsische Betrieb die Schafhaltung ein. „Der Wollpreis auf dem Markt war einfach zu gering“, erinnert sich Hötzel. Auch die Lämmerproduktion scheiterte in den 90er Jahren an dem langen Winter im Erzgebirge und fehlenden Gebäuden. Die letzten Investitionen hatte es 1969 gegeben.
„Seit der Wende haben wir 2,8 Millionen Euro investiert, um die alte, verschlissene Bausubstanz zu erhalten und eine tiergerechte Haltung für Kühe zu ermöglichen“, sagt der Geschäftsführer heute. Weil sich der Betrieb zum Großteil in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, konnten keine neuen Stallanlagen gebaut werden. „Dafür haben wir 1998 einen neuen Stall für 291 Kühe in einer bestehenden Hülle gebaut.“ 2002 wurde nach dem selben Prinzip ein Kälberstall gebaut – und mit einem Preis des sächsischen Landwirtschaftsministers ausgezeichnet. Die Durchschnittsleistung der Herde liegt bei circa 9000 Kilo pro Jahr.
Die Zukunft für seinen Betrieb sieht Arndt Hötzel weiterhin in der Milchproduktion. Auch wenn die Produktionskosten im Moment über den Verkaufspreisen liegen. „2015 ist die Milchquote erledigt. Da freue ich mich drauf“, sagt er. Gerade für die wachsende Milchindustrie in Ostdeutschland sei die Quote ein hemmendes Instrument, das sich auch für die Marktregulation nicht bewährt habe.
Für die Zukunft erwartet der Landwirt noch stärkere Schwankungen beim Milchpreis. Deshalb setzt er auf einen Ausbau des Tierbestands. „Es muss uns gelingen, in den Hochpreisphasen Solidität in die Betriebe einzubringen, um die Tiefpreisphasen zu überstehen.“
Gerade für die Milchkühe bietet die Agrar GmbH trotz der schwierigen Landflächen gute Vorraussetzungen. „Die Kühe können in der Zeit des Trockenstehens auf die Wiesen, diesen Luxus haben sie“, erklärt Hötzel. Außerdem profitiere das Unternehmen von dem Know How in der Milchproduktion, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. „Deshalb sehe ich weiter die Zukunft für die Milchproduktion hier, auch wenn andere Bereiche vielleicht ökonomisch besser darstellbar sind.“