Mehrfachnutzen für Agrarbetriebe
Landwirtschaft findet nicht in Fabrikhallen hinter dicken Mauern statt, sondern in aller Öffentlichkeit. Schwere Maschinen fahren im normalen Straßenverkehr, Tiere brauchen in ihren Ställen frische Luft und die Felder liegen unter freiem Himmel. Vor allem bei größeren Agrarbetriebe gibt es deshalb immer wieder Ärger mit Anwohnern in der Nähe. Nur wer sich mit ihnen austauscht und seine Arbeit erklärt, kann dann für Verständnis werben. Das geht besonders gut bei Veranstaltungen wie dem Tag des offenen Hofes (auch bei Facebook zu finden). Wer es dabei geschickt anstellt, kann nebenbei viel für die Vermarktung der eigenen Produkte und Erzeugnisse tun. Auch wenn so eine Veranstaltung viel Arbeit macht.
Ende Mai fiel der Startschuss für den bundesweiten Tag des offenen Hofes 2010. Bis zum Spätsommer laden über 640 Landwirte und Agrarbetriebe in ganz Deutschland Menschen ein, sich auf den Höfen umzuschauen und sich zu informieren. Für die Gäste steht zumeist ein interessantes Programm zur Verfügungen: Betriebsführungen, Verkaufsstände, Kinderbetreuung. Für die Organisatoren kostet die Veranstaltung Geld und macht viel Arbeit in der Vorbereitung sowie vor allem am Tag des offenen Hofes selbst. Doch das lohnt sich aus mehreren Gründen.
Offensichtlich wirbt man mit einem Tag des offenen Hofs um mehr Verständnis für die Arbeit in der Landwirtschaft. Vor allem größere Betriebe sollten die Chance nutzen und erklären, wieso sich manchmal Lärm oder Geruch nicht vermeiden lässt. Gerade bei Städtern, die sich vom Leben auf dem Lande nur Ruhe und Ungestörtheit versprechen, ist Aufklärung nötig. Am besten, bevor sich die Fronten verhärten oder sogar Gerichte eingeschaltet werden.
Jeder Agrarbetrieb kann die Veranstaltung aber auch nutzen, um die Vorteile der eigenen Erzeugnisse und Produkte zu erklären. Wie viele Tiere leben in einem Stall, wie viel Platz haben sie dort und wieso kann eine „artgerechte“ Haltung anders aussehen, als es sich viele Menschen vorstellen? Wie aufwändig und technisiert ist die moderne Landwirtschaft? Welche fachlichen Vorraussetzung muss ein Mitarbeiter heute bringen? Gerade bei einer Führung durch moderne Melkanlagen oder bei einer Präsentation der großen Landmaschinen wird deutlich, wie spannend, anspruchsvoll und vielseitig die Ausbildung in einem Agrarbetrieb ist. Ein Tag des offenen Hofes kann also auch dazu dienen, Schüler für ein Praktikum oder Interessenten für eine Bewerbung im Betrieb zu überzeugen.
Und ein dritter Punkt ist nicht zu unterschätzen: Wer den Tag des offenen Hofes bei den regionalen Medien bekannt macht, wer Politiker und Verbände einbindet, kann eine Wirkung erzielen, die über die Besucher vor Ort hinausreicht. Wenn in der Zeitung ein Bericht über die Veranstaltung steht, erhalten alle Leser ein gutes Bild von dem Unternehmen.
Außerdem kann man Interviews mit Journalisten und Gespräche mit anderen Besuchern dazu nutzen, um auf die Direktvermarktung, Kooperationen mit regionalen Einzelhändlern oder die eigene Internetseite aufmerksam zu machen. Wenn diese Informationen, zusammen mit dem positiven Eindruck des Betriebs, hängen bleiben, finden sich nach dem aufwändigen Tag vermutlich auch neue Käufer für die eigenen Produkte und Erzeugnisse.