Mais-Alternative Silphie: Saatgut statt Setzlinge
Sie kommt aus Nordamerika, wird bis zu drei Meter groß, will Mais, Raps und Co. als Energielieferant Konkurrenz machen und heißt Silphie. Die zu den Korbblütern zählende Pflanze ist eine Verwandte der Sonnenblume.
Die „Durchwachsene Silphie“ (Silphium perfoliatum), wie sie korrekt heißt, macht sich momentan auch in Deutschland daran, sich als Energiepflanze durchzusetzen. Sie gilt als anspruchslos, was die Bodenbeschaffenheit betrifft, und macht durch mehr Abwechslung in der Fruchtfolge bodenschonendere Landnutzungsstrategien möglich. Der Ertrag lässt sich mit dem von Mais durchaus vergleichen.
Michael Borgard, einer der Betreiber der Biogasanlage im niedersächsichen Dörfchen Stoetze inmitten der Lüneburger Heide, hat Silphie getestet und versucht sich am Anbau durch Aussaat, denn bisher konnte man nur vorgezogene Setzlinge kaufen und auspflanzen, eine aufwändige Methode, für die die meisten Landwirte nicht einmal die passenden Maschinen besitzen.
Nachdem er bei einem Hersteller in Thüringen Saatgut kaufte, beregnete der Experte für erneuerbare Energien die Anbaufläche, damit die Samen nicht vertrocknen. Der Großteil des Saatguts gedieh gut und schon bald standen kräftige, wuchsfreudige Pflanzen auf dem Acker. Des Risikos, dass nicht alle Pflanzen aufgehen würden, war er sich im Vorfeld bewusst, denn der Hersteller weist ausdrücklich darauf hin, dass die Triebkraft der Samen relativ gering ist und die empfohlene Saattiefe unbedingt eingehalten werden muss. Diese liegt bei einem Zentimeter und eine solche Genauigkeit ist in der Praxis nicht möglich. Den Silphie-Testern blieb nichts anderes übrig, als mit vorgezogenen Pflänzchen nachzupflanzen.
Abgesehen von dem Ergebnis Michael Borgards, dass es möglich ist, wenigstens einen Teil zugekaufter Setzlinge durch Saatgut zu ersetzen, bietet die Pflanze einen entscheidenden Vorteil, der vor dem Hintergrund des wärmer werdenen Klimas aufhorchen lässt: Sie ist anspruchsloser in der Wasserversorgung als andere Pflanzen. Silphie ist nicht nur auf Wurzelwasser angewiesen, denn sie kann in ihren trichterförmigen Blätteransätzen gut Tauwasser auffangen.