Machen EU und Discounter deutsche Biobauern kaputt?
In Deutschland entfachte sich gerade erneut eine Diskussion um die Herkunft von Bioprodukten bei Discountern. Die Lebensmittel sind zwar Bio, aber die deutschen Biolandwirte haben meist nichts vom immerwährenden Ökoboom. Konsumenten sind vor den Regalen mit ländlich anmutenden Verpackungen konfrontiert, die oft an Regionen unserer Breitengrade erinnern, aber oft aus dem Ausland, ja sogar aus Übersee, stammen.
Das SWR-Magazin Plusminus griff am Mittwoch das Thema „Öko-Krise“ auf. Ein Kamerateam besuchte dazu einen Öko-Landwirt in Polen, der Obst und Gemüse für deutsche Supermärkte produziert. Er wird auch kontrolliert und es ist für polnische und sogar für EU-Verhältnisse alles in Ordnung. Denn die europäischen Richtlinien, um das EU-Bio-Siegel zu erhalten, sind nicht so streng, wie die Bestimmungen, was deutsche Bioqualität betrifft. Für die reicht es eigentlich nicht. Die Frage ist, wie sich dabei europa- und bundesweite Bio-Richtlinien ergänzen oder setzt sich die EU über das althergebrachte deutsche Qualitätsverständnis hinweg?
Es ist nicht gesagt, dass ausländische Produkte, auch wenn die Richtlinien nicht so streng sind wie die deutschen, schlechter sind. Doch wenn hier was verkauft wird, dann zu den gleichen Bedingungen, alles andere ist unfair.
Zwei wichtige Vorteile hat der polnische Landwirt bei seinem Einzug in Deutschlands Regale. Zum einen kann er auf billige Arbeitskräfte zurückgreifen, zum anderen anderen kommt er günstig an große Ackerflächen, auf denen er viel mehr anbauen kann.
Die Preispolitik der Discounter macht nicht nur der heimischen Landwirtschaft Kopfzerbrechen. Sie bringt auch Natur- und Umweltschützer auf den Plan. In den Regalen finden sich etwa Bio-Äpfel aus Neuseeland. Die US-amerikanischen Bio-Richtlinien sind seit 2012 ebenfalls von der EU anerkannt.
„Die fliegen die Äpfel über die Ozeane zu uns, obwohl es in Deutschland reichlich Obst gibt.“, so der saarländische Dipl.-Landschaftsökologe und Experte für alte Obstsorten, Helmut Jochum gegenüber gruuna.com. „Das eine ist die Umweltbelastung durch den Transport, das andere, wovon sollen die deutschen Obstbauern noch leben?“, macht sich Jochum sorgen. Transport kostet halt im Verhältnis nicht mehr viel. Das nutzen die deutschen Handelsketten aus, um noch möglichst lange auf dem Biozug mitzufahren. Ob ein Appell an die Verbraucher, dass Qualität seinen Preis hat, etwas hilft, sei dahingestellt.
Michi Jo Standl