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Lösen regionale Marken den Bio-Boom ab?

Das Geschäft mit Bio-Produkten befindet sich in einer Sinnkrise. In den Anfangszeiten der Bio-Bewegung waren Obst, Gemüse, Milch und Fleisch aus ökologischem Anbau das Non-Plus-Ultra für gesundheits- und umweltbewusste Verbraucher. Wer Bio-Waren wollte, bekam diese meist nur direkt vom Bauern oder auf kleinen, lokalen Märkten.
Die Zeiten sind längst vergessen. Der Bio-Boom änderte alles. Jetzt bekommt man Öko-Waren nicht nur in jedem normalen Supermarkt. Selbst besser sortierte Tankstellen, Discounter und Bahnhofskioske führen Bio-Produkte.

Wie man mit regionaler Vermarktung seinen Umsatz steigert

Paradoxerweise führt diese bessere Verfügbarkeit zu einer echten Entwertung des Bio-Labels. Denn Bio-Waren waren nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil der Verbraucher genau wusste, woher seine Lebensmittel stammen.
Heute aber werden Bio-Produkte genau so weit transportiert wie ihre konventionell erzeugten Gegenstücke. Öko-Kiwis erreichen einen aus Neuseeland, Bio-Fleisch aus Griechenland – die Ökobilanz der Produkte sieht dementsprechend aus. Die durch die Langstreckentransporte entstehende Umweltbelastung ist mit der Mentalität der ursprünglichen Bio-Kunden praktisch unvereinbar.
Auch die Größe der Erzeuger unterscheidet sich kaum noch – von Bauernhof-Romantik ist auf modernen Öko-Farmen gar nichts mehr zu spüren. Die Konsequenz: Bio-Betriebe sind für den Verbraucher mittlerweile ebenso anonym, wie es konventionelle Betriebe schon immer waren. Inzwischen wächst der Umsatz mit Bio-Produkten kaum noch, konsequente Käufer fühlen sich nicht mehr ernstgenommen.

Der neue Star ist die Region

Der neue Trend sind Produkte aus der Region, also von landwirtschaftlichen Betrieben, die in geographischer Nähe des Verbrauchers liegen. Lebensmittel erreichen den Kunden schneller und frischer und verursachen keine gravierenden Umweltbelastungen beim Transport – ganz nach dem Geschmack des Verbrauchers. Lebensmittel aus der Region erfüllen das Bedürfnis nach Authentizität und ökologischer Nachhaltigkeit.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Wertschöpfung zu 100 Prozent in der Region bleibt. Betriebe mit regionalem Zertifikat sind im Allgemeinen verpflichtet, Zutaten aus der heimischen Umgebung zu verwenden. Somit unterstützt jeder Kauf direkt die Wirtschaft der Region.

Starke Region = Höherer Preis

Ein Beispiel für gelungenes Regionalmarketing haben wir in der Eifel entdeckt. Die Regionalmarke Eifel wurde Anfang 2004 gegründet. Mittlerweile sind knapp 70 landwirtschaftliche Betriebe aus der Region unter dem Dach der Verbands vereint, die meisten davon Viehzuchtbetriebe.
Dank der starken Regionalmarke eröffnen sich Eifel-zertifizierten Erzeugern drei große Kundenkreise:

  • Erstens ist dank der Beliebtheit der Eifel als Naherholungsgebiet der Wiedererkennungswert des Labels im Raum Köln/Bonn sehr hoch. Dort werden Eifel-Produkte im Einzelhandel vertrieben.
  • Zweitens werde die Bewohner der Eifel selbst durch Eifel-Metzgereien und -Bäckereien an die Marke herangeführt.
  • Drittens freuen sich Touristen über die Gelegenheit, ein authentisches Produkt aus der Region mit nach Hause zu nehmen.

Das Eifel-Label ist als Zeichen für Qualität und regionale Herkunft akzeptiert. Deshalb sind die Verbraucher auch gerne bereit, für Produkte mit dem Eifel-Logo tiefer in die Tasche zu greifen. Laut Arnd Balter, Markenentwickler bei Regionalmarke Eifel, zahlen Eifel-zertifizierte Schlachthöfe zum Beispiel für Schlachtvieh zwischen 5 und 20 Cent mehr pro Kilo. Wie funktioniert das?
Verbindliche Qualitätsrichtlinien wurden für die beteiligten Betriebe festgelegt. Wer das Logo der Regionalmarke für seinen Betrieb führen möchte, ist einem Zertifizierungsprozess unterworfen. Ein externes Institut kontrolliert außerdem jährlich, ob der Betrieb die vereinbarten Standards einhält. Natürlich ist diese Prüfung nicht ganz billig. Gerade für kleinere Betriebe stellt sich also die Frage, ob sich die Investition wirklich lohnt.

In den kommenden Wochen werden wir in loser Reihenfolge andere Regionen vorstellen, die mit ihrem guten Namen werben. Ob es die Gurke aus dem Spreewald oder die Wurst aus Thüringen ist: Es geht um unverwechselbare Produkte, gemeinsames Marketing der Produzenten und oft sogar die überregionale Bekanntheit.

Was meinen Sie? Haben Sie schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, Teil einer Regionalmarke zu werden? Glauben Sie an die Vorteile eines zentralisierten Regionalmarketings? Kennen Sie gelungene Beispiele, die wir hier im Blog vorstellen sollen?

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