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Landwirtschaft in Mode

In Zeiten von Förderungsdiskussionen und agrarpolitischem Druck gibt es eine Hand voll Landwirte, die sich für einen aussergewöhnlichen Weg entschieden haben. Sie liefern ihre Produkte an Modeunternehmen, und das erfolgreich. Naturfasern sind bei modebewussten Konsumenten, aber auch Designern, en vogue.
Für die Macher von Kleidung mit rein landwirtschaftlicher Herkunft sind die gelieferten Fasern mehr als Rohstoff, sie versuchen möglichst nachhaltig zu produzieren und dieses Bewusstsein auch zu vermarkten.

Die Verarbeitung natürlicher Materialien hat sich das Unternehmen hessnatur mit Sitz im hessischen Butzbach, das bereits seit 1976 besteht, aufs Label geschrieben. Neben der Verwendung von kontrolliert angebauten Rohstoffen aus Ländern, die auf faire Handelsbeziehungen mit Europa angewiesen sind, wie zum Beispiel Burkina Faso, von wo hessnatur Baumwolle bezieht, liege ein Schwerpunkt auch auf Produkten aus Deutschland, wie Unternehmenssprecher Sven Bergmann gegenüber gruuna.com betont.

Ein solcher Lieferant ist beispielsweise das Rhönschaf, das mitten im UNESCO-Biosphärenreservat weidet und seine Wolle den Liebhabern naturbelassener Kleidung zur Verfügung stellt. In den 1980er Jahren auf wenige hundert Tiere geschrumpft, umfassen die Herden inzwischen wieder mehr als 2000 Schafe mit dem typischen schwarzen Kopf. „Das ist nicht mehr so wie in den 70er Jahren, unsere Kunden bewegen sich quer durch alle Schichten“, so Bergmann.

Das Unternehmen, das seine Produkte online, über die Versendung von Katalogen aber auch in eigenen Filialen vertreibt, baut auf die Qualitäten der Rasse. Aufgrund des rauen Klimas, das in der Rhön herrscht, ist die Wolle besonders robust und stark wasserabweisend. Optisch sei sie durch ihren Glanz ebenfalls etwas Besonderes, wie die Mode-Hessen in der Produktbeschreibung betonen.
„Angefangen hat die Zusammenarbeit mit den Schafbauern, die einfach auf uns zugekommen sind“, beschreibt Bergmann den Schritt der Rhönwolle in die Modebranche.
Weiterverarbeitet wird sie ebenfalls in Deutschland, in einer Tuchfabrik in Bayern.

Ein weiteres deutsches Projekt ist die Verarbeitung von Flachs aus Hessen, der zu Leinen verarbeitet wird. Stolz ist das Unternehmen, dass der Anbau ganz ohne Chemikalien auskommt, genauso wie bei der Färbung der Stoffe ganz auf Chemie verzichtet wird. Einerseits bedeutet der Flachsanbau eine Existenzsicherung der umliegenden Ökolandwirte und zweitens verkürzen wir durch die Nähe der landwirtschaftlichen Betriebe die Transportwege. „In die Schwinge kommt der Flachs in den Niederlanden, weil es in Deutschland die notwendigen Gerätschaften nicht mehr gibt. Hier werden kurze Flachsfasern gewonnen, die anschliessend zu Fäden versponnen werden“, erklärt Bergmann.
Eine Entwicklungsabteilung, die ständig auf der Suche nach neuen Trends und Designs ist, aber auch für Verbesserungen der sozialen und ökologischen Standards in der nachhaltigen Produktion arbeitet, gibt es ebenfalls.

„Da das Interesse an unseren Produkten stetig anhält, ist es nicht ausgeschlossen, dass wir noch weitere Lieferanten aus Deutschland unter Vertrag nehmen.“, blickt Bergmann optimistisch in die Zukunft des Trends, auch bei Mode auf Natürlichkeit zurückzugreifen.

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