Kunst im Feld
Landwirtschaft und Kunst haben auf den ersten Blick nicht viel gemein. Das bodenständige, anstrengende Arbeiten in einem Agrarbetrieb und die Welt der großstädtischen Künstler scheinen zu weit auseinander zu liegen. In Sachsen-Anhalt bewies die Ökomenta, dass es doch eine erstaunliche Schnittmenge gibt. Es entstanden Kunstwerke auf Äckern, zumeist erdacht von Landwirten und umgesetzt im Einklang mit der Natur. Sichtbar wurde die Perfektion ihrer Bilder jedoch nur aus der Luft.
Landwirte aus 30 Orten in Sachsen-Anhalt beteiligten sich an der Aktion. Wie Ralf-Peter Weber, einer der Projektkoordinatoren, gruuna sagte, gab es kaum Vorgaben für sie. „Was die Bauern machten, waren ihre eigenen Ideen. Auch, wie sie es umsetzten. “
So entstand ganz unterschiedliche Landschaftskunst. In der Nähe von Eisleben wuchs in einem Getreidefeld die Lutherrose, das „Siegel“ des Reformators Martin Luther. Ein Landwirt säte unterschiedliche Blumensamen aus seinem GPS-gesteuerten Schlepper mit Drillmaschine, die das farbige Bild entstehen ließen. Der Betreiber eines Hofs in der Altmark schuf ein Schachbrett auf seinem Feld, ein Landwirt aus Wust grubberte einen Kuhkopf in sein Stoppelfeld. Auch in Weinbergen oder zwischen Wirtschaftsgebäuden entstand Kunst.
Die Landwirte für die Teilnahme an der Ökomenta zu begeistern, sei nicht besonders schwer gewesen, erinnert sich Weber. „Es braucht die Initialzündung von ein, zwei Landwirten. Wenn einer in einem Landkreis mitmacht, finden sich schnell mehr.“ Ursprünglich sei das Projekt für 25 Teilnehmer ausgelegt gewesen, am Ende beteiligten sich über 30 Landwirte und Betriebe. „Die meisten Flächen wurden trotzdem landwirtschaftlich genutzt. Teilweise entstanden die Bilder erst nach der Ernte“, sagt Weber. Trotzdem musste man sich der Natur unterordnen. »Man konnte vorher nicht immer wissen, was raus kommt, wenn zum Beispiel die Saat nicht aufgeht.«
Die meisten Kunstwerke waren vom Boden aus nicht zu überblicken. Sie wurden nach der Fertigstellung fotografiert und sollen dieses Jahr in einer Wanderausstellung in Sachsen-Anhalt zu sehen sein. Außerdem gibt es eine Homepage, auf der alle Luftbilder zu sehen sind und sich die Landwirte vorstellen. Laut Weber gibt es zumindest in Thüringen inzwischen die Idee für ein ähnliches Projekt. Und auch Sachsen-Anhalt profitiert weiter weiter von der Aktion: Einige Orte wurden zu »Ökomenta-Dörfern«, in denen nun künstlerische Dorfentwicklungspläne umgesetzt werden sollen.