Krautvernichter Glyphosat in Muttermilch entdeckt: Bund wiegelt Grünen-Untersuchung ab
Grüne fordern sofortiges Verbot von Glyphosat. Wiederzulassung ist im Endspurt.
Die Bundesfraktion der Grünen hat die Muttermilch von 16 stillenden Frauen auf Rückstände des in Herbiziden vorkommenden Wirkstoffes Glysophat untersuchen lassen und schlägt Alarm. In allen Proben sei der Stoff gefunden worden, heißt es aus der Parteizentrale.
Da es für Muttermilch offenbar keinen Grenzwert gibt, wurde der Rückstandshöchstgehalt von 0,1 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) für Trinkwasser herangezogen. In den Muttermilchproben fand das beauftragte Leipziger Labor zwischen 0,2 und 0,43 ng/ml.
Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltauschusses der Grünen, findet die Werte „beunruhigend“: „Offensichtlich findet ein Übergang in die Muttermilch statt. Zwar können die Frauen auch selbst etwas tun, um die Belastung gering zu halten. Aber es können und wollen nicht alle auf Biokost umsteigen.“ Die Partei fordert die Bundesregierung dazu auf, Glyphosat aus dem Verkehr zu ziehen, bis eine krebsauslösende Wirkung geklärt ist.
Wiederzulassung läuft
Differenzierter sieht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Glyphosat-Diskussion. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in diese Richtung nicht schon Untersuchungen gegeben hat“, sagte ein BVL-Sprecher am Freitag zu gruuna.com. Deutschland ist in dem Wiederzulassungsverfahren, das seit etwa zwei Jahren läuft, der berichterstattende Staat.
Was die krebserregende Wirkung von Glyphosat betrifft, habe man natürlich Kenntisse über die Warnung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) und auch der Relativierung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), so der Sprecher weiter. „Aber weder das BfR noch wir wissen genau, was in der Langfassung des IARC-Berichtes steht, auf was sich die Erkenntnisse stützen.“ Der Bericht wird für Juli erwartet. In das Wiederzulassungsverfahren, das ganz genaue Anforderungen an das Procedere stellt, fließen über tausend Studien ein. „Wenn die Grünen da was untersucht haben, müssen wir gucken. Wir wissen ja gar nichts darüber, außer dass die irgendwelche Messwerte genannt haben.“, so der BVL-Sprecher. Die Entscheidung darüber, ob Glyphosat erneut zugelassen wird oder nicht, liegt ohnehin bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Die Zulassung soll Ende des Jahres entschieden werden.