Klimawandel verzögert Getreideernte
Die Landwirtschaft ist offenbar vom Klima und dem daraus reduzierenden Wetter abhängiger als bisher angenommen. Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim haben sich gefragt, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Beginn der Ernteperiode und die witterungsbedingt verfügbaren Mähdruschstunden hat. Das Ergebnis am Beispiel Brandenburg, haben die Forscher in der renommierten Fachzeitschrift „Agricultural and Forest Meteorology“ veröffentlicht. Grundlage waren Wetterdaten der letzten 50 Jahre.
Die Studie zeigt signifikante Verschiebungen der Erntezeiten – wobei sich die Trends für die vier untersuchten Getreidearten erheblich unterscheiden. Insbesondere die Produktion von Roggen und Weizen, den in Brandenburg flächenmäßig dominierenden Getreidearten, sei durch den Klimawandel betroffen. Die Ernte von Winterweizen beginne heute im Durchschnitt 11 Tage früher, die von Sommergerste 16 Tage früher als vor 53 Jahren. Während sich die Anzahl der Stunden, in der die Kornfeuchte eine Ernte erlaube, bei Roggen um 3%, bei Wintergerste sogar um 20% verringere, seien diese bei Weizen um 9% angestiegen, resümieren die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse. Diese Ausweitung der möglichen Erntestunden bei Weizen bringe jedoch keinen Vorteil: Wegen des früheren Erntebeginns komme es zu einer zeitlichen Überlappung der Weizen- und Roggenernte; zeitgleich werde mehr leistungsfähige Erntetechnik benötigt, um das reife Getreide rechtzeitig einzufahren.
In Brandenburg beanspruche Winterroggen derzeit die höchsten Mähdruschkapazitäten. Im Vergleich zu Weizen müsse für die Roggenernte zwei bis dreimal so viel Schlagkraft bereitgehalten werden. Gründe seien die geringe Zahl von Stunden, wann die Kornfeuchte eine Ernte möglich macht, und die insgesamt große Roggenanbaufläche. Die Zahl möglicher Erntestunden bei Weizen sei somit doppelt so hoch wie bei Roggen. Weizen könne zudem über durchschnittlich drei Wochen hinweg geerntet werden, Roggen nur binnen zwei Wochen. „Das Wissen darum, wann Getreide mit einer bestimmten Kornfeuchte geerntet werden kann, ist für die Landwirte enorm wichtig, damit sie ihren Betrieb mit der angemessenen Maschinenkapazität ausstatten können beziehungsweise in der Lage sind, die Ernte durch Lohnunternehmer optimal zu organisieren“, so Prof. Dr. Annette Prochnow vom Leibniz-Institut. Werde zu wenig Mähdruschkapazität vorgehalten, dauere die Ernte zu lange und Masse- sowie Qualitätsverluste müssten in Kauf genommen werden. Überkapazität dagegen resultiere in hohen Maschinenkosten bei zu geringer Auslastung. Beides schlägt sich in den Produktionskosten nieder. „Unsere Studie zeigt, dass Landwirte für sich ändernde Erntezeitfenster gerüstet sein müssen. Entweder indem sie in höhere Druschkapazität investieren oder bei höheren Kornfeuchten ernten und die hierfür erforderlichen Trocknungsanlagen verfügbar sind. Je nach Betrieb sollten die Ernte- und Konservierungskapazitäten bestmöglich aufeinander abgestimmt sein“, ergänzt Prochnow.
Eigene Wetterstation
Das landwirtschaftliche Handelsportal gruuna.com hat die Wichtigkeit einer exakten Wetteranalyse erkannt und eine „Wetterstation für Zuhause“ entwickelt – inklusive Rundumservice. „Warum sollte ein landwirtschaftlicher Betrieb auf die Daten einer Wetterstation zurückgreifen, die 50 km weiter weg steht, wenn dieser sich eine eigene Messstation auf das Grundstück stellen und per Browser oder Handy-App abfragen kann?“, erklärt Benjamin Schwabe von gruuna.com die Motivation des Chemnitzer Unternehmens.
Mithilfe der Station können alle wichtigen Daten, wie natürlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit, abgerufen werden. Aber etwa auch Taupunkt und UV-Intensität gehören zu den Features. Wer vorhat, die Station abseits des Betriebes auf dem Feld zu installieren, muss nichteinmal Angst vor Langfingern haben, denn sie ist mit einer künstlichen DNA versehen.
Sowohl Soft-, als auch Hardware sind Entwicklungen aus dem Hause gruuna. Die Stationen werden auch individuell in Chemnitz zusammengebaut.
Alle Informationen:
https://www.gruuna.com/wetter
Danke für den Hinweis zum Leibniz-Institut. Wir haben es geändert.
„Klimawandel verzögert Getreideernte“ lese ich nicht aus dem Artikel heraus, sondern eine Verfrühung um 11 bzw. 16 Tage. Das kann ich auch gut nachvollziehen, denn die Mähdrescher sind in den Frühgebieten, z.B. im Rhein-Main-Gebiet, manchmal bei Erntewetter schon um den 20. Juni in der Wintergerste „unterwegs“.
Muss es nicht auch heißen „Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V.“?