Immer mehr Waschbären in Sachsen: Inwiefern gefährden sie die Landwirtschaft?
Der sächsische Jagdverband geht von bereits rund 27.000 Waschbären in Sachsen aus. Die Tiere können die Landwirtschaft erheblich schädigen. Was die Situation in Deutschland betrifft, beruhigen Wissenschaftler vorerst.
- Ausbreitung von Waschbären in Sachsen und Brandenburg
- Gefährdungspotential für die Landwirtschaft
- Situation in Deutschland
Sie sehen putzig aus und gehören vor allem nicht in unsere Breitengrade: die Waschbären. Als Beginn der Population in Deutschland gilt die Aussetzung von Waschbären am Edersee in Hessen durch einen Pelztierzüchter. Er wollte so „die Fauna bereichern“. Seitdem stieg das Vorkommen extrem an. Vor allem in Sachsen und Brandenburg breiteten sich die Waschbären in den vergangenen Jahrzehnten extrem aus. Die statistische Erfassung aller Tiere ist schwierig, deshalb arbeiten Verbände und Behörden mit der sogenannten Jahresstrecke. Der Begriff kommt aus der Jagd und beschreibt die Anzahl erlegter, aber auch tot aufgefundener Tiere. Dieser Auswertung zufolge stieg die Anzahl der Waschbären in Sachsen von 139 im Jagdjahr 2003/2004 auf 5.616 im Jagdjahr 2014/2015. In Brandenburg stieg die Anzahl in diesem Zeitraum von 3.471 auf 21.577. Aktuellen Medienberichten zufolge teilte der Landesjagdverband Sachsen eine neue Zahl mit. Demnach wurden im Jagdjahr 2024/2025 bereits über 27.000 Waschbären im Freistaat gezählt.
Waschbären auf Futtersuche
Waschbären können auf der Suche nach Futter nicht nur Gebäudefassaden schädigen, sondern auch landwirtschaftliche Kulturen und Betriebe. Die Gefahr besteht, dass die Tiere insbesondere Mais- und Obst fressen. In Viehställen durchwühlen sie Futtermittel, verschmutzen so Vorräte und übertragen potenziell Krankheiten. Sie schrecken auch nicht davor zurück, Silos und Folientunnel zu beschädigen, um an Futter zu gelangen.
Ein Forscherteam der Universität Purdue im US-Bundesstaat Indiana hat in einer Langzeitstudie untersucht, inwieweit Waschbären tatsächlich eine Gefahr für Maiskulturen darstellen. Das Ergebnis: Besonders groß waren die Schäden auf den untersuchten Flächen, wo diese direkt an Wälder grenzen. Daraus lässt sich schließen, dass Waschbären nicht zwingend weite Wege zur Futtersuche auf sich nehmen, sondern das fressen, was sich anbietet.
Laut Studie Schäden in Deutschland noch gering
Das Senckenberg-Institut und die Goethe-Universität Frankfurt untersuchten in einer aktuellen Studie die Situation in Deutschland. Die Analyse auf Basis von Jagd- und Monitoringdaten zeigt auch in dieser Studie eine deutliche Ausbreitung seit den frühen 2000er-Jahren mit Hotspots in Nordhessen und Brandenburg. Doch landwirtschaftliche Schäden bleiben laut Einschätzung der Wissenschaftler meist moderat. Für Mais und Futtermais liegen Verlustquoten meist unter einem Prozent. Ergänzend kommt eine Untersuchung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme aus dem Jahr 2023 zu ähnlichen Ergebnissen: Schäden treten vor allem bei Obst, Geflügelhaltung oder Futtermittellagerung auf, sind aber flächenhaft selten.
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