Höhere Preise für Lebensmittel: Das fordert der BUND
Nach Cem Özdemirs Forderung nach mehr Wertschätzung für Lebensmittel, erklärt das Ministerium dessen Aussagen. Der BUND sieht nicht nur die Verbraucher in der Pflicht.
Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) will gegen „Ramschpreise“ bei Lebensmitteln vorgehen. Sein Ziel ist, dass mehr Geld bei den Landwirten ankommt und so auch Tierwohl gefördert wird. Laut einem Spiegel-Bericht will Özdemir darüber hinaus prüfen, ob es möglich ist, den Verkauf zu einem Preis unter den Herstellungskosten zu untersagen. Gleichzeitig wehrt er sich gegen Kritik, der zufolge Fleisch so zum Luxusgut werden würde.
Ministerium dementiert staatliche Preisregulierung für Lebensmittel
Ob sich Özdemirs Anliegen eins zu eins auf den Verbraucherpreis niederschlagen würde, lässt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gegenüber watson.de offen. Auf Anfrage des Internetportals hat das Ministerium geantwortet: „Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, hat nicht gefordert, Fleischpreise (bzw. generell Lebensmittelpreise) zu erhöhen. Um es ganz klar zu sagen: Es geht nicht darum, den Kilopreis von Fleisch oder für andere Lebensmittel staatlich festzusetzen.“
Eine BMEL-Sprecherin weist des Weiteren darauf hin, dass der Bundesminister in einem Interview mit „Bild am Sonntag“ stattdessen betont habe, dass es um „Wertschätzung“ für Lebensmittel gehe und darum, eine Landwirtschaft zu haben, die Bäuerinnen und Bauern ein gutes Einkommen biete, für gesundes Essen für alle sorge und für „mehr Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz“ stehe.
BUND begrüßt Özdemirs Vorstoß, fordert aber eine Ausweitung
„Ja, wir brauchen eine Debatte über die Lebensmittelpreise.“, sagte Olaf Brandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Was wir an der Kasse zahlen, reiche oft nicht, damit am Ende der Kette – Supermärkte, verarbeitende Industrie, Zwischenhandel – ein fairer Preis für die Erzeuger stehe. „Im Gegenteil: Beim täglichen Preisdruck, durch Supersonderangebote verstärkt, zahlen Bäuerinnen und Bauern drauf, wenn sie auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit oder ihrer Nutztiere und der Natur Nahrung für uns produzieren“, so Brandt.
Laut BUND reiche aber nicht, die Verbraucher in die Pflicht zu nehmen. Oft verstecken sich Einzelhandel und Industrie hinter angeblich preisverliebten Käuferinnen und Käufern. Alle, die Teil unseres Ernährungssystems sind, müssen sich an einem neuen Preissystem beteiligen. Nur so können Bäuerinnen und Bauern unsere Lebensmittel umwelt- und naturverträglich herstellen. Und wer sich wegen eines geringen Einkommens das nicht leisten kann, braucht eine ausreichende Sicherung durch den Staat. „Gesunde und ökologisch einwandfreie Nahrung ist ein Grundrecht, das die Gemeinschaft im Zweifel ermöglichen muss“, fordert der BUND-Vorsitzende.
Foto: Kaufland