Höchster Milchpreis seit fünf Jahren, aber…
Klingt eigentlich wie eine super Nachricht: Die Erzeugerpreise sind auf ein Niveau geklettert, das sie schon seit fünf Jahren nicht erreichten. 36,51 Cent erhalten Landwirte momentan für das Kilo Milch. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Milchkrise in den Jahren 2008 und 2009 war der Preis auf weniger als 22 Cent je Liter gefallen. Als Hauptgrund für den raketenhaften Anstieg gelten die zunehmenden Auslandsverkäufe und das Interesse anderer Länder an deutscher Milch. China ist dabei der größte Absatzmarkt außerhalb der EU. Im ersten Halbjahr 2013 waren die Lieferungen von Trinkmilchprodukten in der Volksrepublik zweieinhalb Mal so hoch wie im gleichen Zeitraum 2012. 38.000 Tonnen werden pro Jahr ans andere Ende der Welt geliefert. „In einigen Segmenten wie Trinkmilch oder Babynahrung kommen unsere Betriebe zeitweise nicht mit den Lieferungen hinterher“, freut sich Björn Börgermann, Geschäftsführer des Branchenverbandes Export-Union für Milchprodukte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.
Bauern nicht in Sektlaune
Jetzt kommt das „Aber“, denn deutsche Landwirte teilen die euphorische Stimmung nicht. „Es ist für viele Milcherzeuger noch zu wenig“, sagt Hans-Jürgen Seufferlein, milchpolitischer Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes zum Nachrichtenmagazin „Focus“. Die hohen Kosten für Futter und Energie stünden immer noch nicht im Verhältnis zum Milchpreis. Ohne Förderungen sei ein Milchbetrieb nicht zu führen, heißt es vonseiten des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM). „Die Bauern sind auch in guten Jahren davon abhängig geworden.“, so ein Verbandssprecher weiter. Sorgen macht auch die Tatsache, dass 2015 die Milchquoten-Regelung der EU ausläuft und dann jeder Betrieb so viel Milch produzieren kann, wie er möchte. Da nicht alle Landwirte fähig sind, große Mengen zu produzieren, kann das bedeuten, dass kleinere Betriebe einfach wegbrechen. Weiter werden einige große Betriebe ihre Produktionsleistung stark anheben, was zur Folge hat, dass der Milchpreis wieder sinkt.
Der BDM kritisiert auch die große Marktmacht der Milch verarbeitenden Betriebe. Die säßen in Verhandlungen mit den Bauern am längeren Hebel. Die Molkereien reden sich wiederum auf den Preisdruck des Handels raus. „In Wahrheit zählt einzig und allein der Preis an der Ladentheke“, so ein BDM-Sprecher.