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Hendricks sucht Agrar-Dialog auf Reiterhof

Auf einem Reiterhof im landwirtschaftlich faktisch unbedeutendsten Flächenbundesland machte sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ein Bild der deutschen Landwirtschaft. Ein Pseudo-Dialog?

Ein Kommentar von Michi Jo Standl

Diese Woche besuchte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks einen Reiterhof im Saarland. Der Zweck: Der Dialog mit der saarländischen Landjugend – auf einem Reiterhof, für die produzierende Agrarwirtschaft völlig irrelevant. Ob sich die Ministerin ein Bild der deutschen Landwirtschaft inmitten der Wendy-Idylle machen kann, sei dahingestellt.

Dazu kommt, dass Landwirtschaft im Saarland eine eher untergeordnete Rolle spielt. Mit knapp 42 Prozent bewirtschafteter Fläche (ohne Wald) steht das Saarland an unterster Stelle aller Flächenbundesländer. Die Agrarstruktur ist geprägt von Kleinbetrieben und regionalen Direktvermarktern. Einen Dialog zu den Verständigungsproblemen zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft findet man hier genauso wenig, wie die großen Betriebe, die Barbara Hendricks angreift und deren Tätigkeit gerne als „Massentierhaltung“ bezeichnet wird.

Da ist es nur logisch, dass „kein Streitgespräch aufkam“, wie die „Saarbrücker Zeitung“ schreibt. Das Saarland sei in Sachen Landwirtschaft Vorzeigeland, zitiert das Blatt die Ministerin. So gebe es bei der Grundwasserbelastung im Saarland keine Beanstandungen. Hendricks nannte Niedersachsen als Negativbeispiel: In Niedersachsen beispielsweise sei die Hälfte der Messstellen im roten Bereich.

Hendricks warb offenbar nicht nur für die neue Düngeverordnung, sondern auch für die Reduzierung der Nutztierhaltung: „Ein bis zwei große Nutztiere pro Fläche Acker sind nachhaltig, mehr nicht. Im Saarland ist das auch in den meisten Fällen gegeben.“ Welcher Maßeinheit „eine Fläche Acker“ unterliegt, ist derzeit noch ihr Geheimnis.

„Eine Diskussion mit Blick auf einen Stall voller Heu oder Silage kauender Pferde, dann und wann aufgelockert durch Wiehern und Hufgetrappel, wird auch Barbara Hendricks, deren Herz für eine soziale und ökologische Landwirtschaft schlägt, nicht allzu oft erleben.“, beschreibt die „Saarbrücker Zeitung“ die Veranstaltung. Alle sind froh über prominenten Besuch, Bundes-Limousinen auf dem Reiterhof und zufrieden über den glücklichen Ausgang des einstündigen „Dialogs“.

Laut Veranstaltungskalender des BMUB bleibt der Besuch des saarländischen Reiterhofes in nächster Zeit die einzige Dialog-Veranstaltung der Bundesumweltministerin. Landwirtschaft ist allerdings kein Ponyhof, sondern ein Wirtschaftszweig, von dem Unternehmer leben, der Ernährung und auch Arbeitsplätze sichert. Für die Umwelt arbeiten sowohl kleine als auch große Betriebe.

Natürlich betreiben Einstellbetriebe und Reiterhöfe ihre Arbeit professionell. Doch die Sorgen der Ministerin liegen woanders, nämlich in den großen Betrieben, etwa in Hessen, Niedersachsen oder den östlichen Bundesländern. Der Dialog wartet in den produzierenden Betrieben auf sie. Man könnte meinen, Barbara Hendricks habe Angst vor Gesprächen mit Landwirten, weil sie weiß, dass sie Unrecht hat. Das teilweise Eingeständnis ihrer Erkenntnis ist die Einstellung der 1,6 Millionen Euro teuren „Bauernregel“-Kampagne.

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