Handel bei Tierschutzlabel zögerlich
Tierschutzbund-Sprecher Marius Tünte: „Die aggressive Preissenkungspolitik durch Aldi-Süd macht die Etablierung eines Tierschutzlabels schwer.“
Von Michi Jo Standl
Seit gut zwei Jahren gibt es das zweistufige Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes. Von Anfang an vom Bundeslandwirtschaftsministerium begleitet, bemüht man sich um Popularität und Akzeptanz des Handels. Derzeit sind 48 Masthühnerbetriebe (davon 25 aktiv) und fünf Schweinemastbetriebe für die Einstiegsstufe sowie fünf Schweinezüchter für die Einstiegsstufe und neun Schweinezuchtbetriebe (davon sieben Bio) zertifiziert. Mehrere Betriebe befinden sich in der Zertifizierungsphase. Doch was hat sich seit der Einführung getan? Wir haben beim Sprecher des Tierschutzbundes, Marius Tünte, nachgefragt.
Ist der Tierschutzbund zufrieden mit der Entwicklung und der Akzeptanz des Labels?
Grundsätzlich zieht der Deutsche Tierschutzbund bisher eine positive Bilanz für das Tierschutzlabel, auch wenn es nicht so schnell vorangeht, wie es aus Tierschutzsicht nötig wäre.
Leidet die Motivation für die Sache darunter?
Die positive Resonanz der Verbraucher motiviert uns, weiter zu machen und das Tierschutzlabel auch auf andere Tierarten auszudehnen. Auch die beteiligten Landwirte sind hochmotiviert und wir erhalten viele Anfragen von landwirtschaftlichen Betrieben, die sich für eine Teilnahme im Labelprogramm interessieren.
Und der Handel?
Natürlich wäre es wünschenswert, bereits breiter in den Sortimenten des Handels präsent zu sein. Einzelne Handelsmarken ziehen in regionalen Märkten mit, aber noch ist der Handel in der Breite zu zögerlich, dem Label im Sortiment offensiv Platz einzuräumen.
Warum tun sich Handelsunternehmen schwer?
Derzeit bewegen sich Lebensmittel mit Tierschutzstandards in schwierigen Rahmenbedingungen. Die aggressive Preissenkungspolitik für tierische Lebensmittel zum Beispiel, vor allem durch den Discounter Aldi-Süd, dem viele Unternehmen der Branche dann folgen, macht die Etablierung eines Tierschutzlabels schwer. Zum einen vergrößert sich damit der Preisabstand von konventionellen Produkten zu denen, die mit mehr Tierschutz verbunden sind, zum anderen bleibt den Landwirten, wenn Preissenkungen durchgereicht werden, bei den Billigpreisen kaum Luft für Tierschutz-Investitionen. Wir erwarten, dass sich auch alle, die an der tierischen Produktionskette beteiligt sind, ihrer Verantwortung stellen und mehr Tierschutz mit mehr Geld entlohnen.
Weitere Informationen:
www.tierschutzlabel.info