Medien & Marketing

Haben deutsche Bauern ein Imageproblem?

Wenn man bei Google den Begriff „Cowboywitze” eingibt, erhält man aktuell an die 2.500 Einträge, bei „Bauernwitze” allerdings ungefähr 33.000. Medien schreiben im Zusammenhang mit der RTL-Kuppelsendung „Bauer sucht Frau“ von „einsamen Trotteln“. Hat die heimische Landwirtschaft, bzw. deren Berufsstand, ein Imageproblem oder wird das Image gar von den Medien erzeugt?

Cowboys sind von Frauen begehrt, Cowboys können sich gegen alles und jeden zu Wehr setzen, Cowboys bekommen keine Vorschriften von Behörden und – Cowboys sind vor allem weit weg. Und dieses Bild, das der Europäer seit den Westernschinken der 50er Jahre hat, ist wohl hängen geblieben. Was dem Europäer vorgegaukelt wird, sind freie Helden, die auf ihren Grundstücken, die zugegebener Maßen nicht gerade klein sind, tun und lassen können, was sie wollen. Die amerikanischen Landwirte, ein Cowboy (dt. Kuhjunge) ist nichts anderes, hat genau so Vorschriften, Pflichten und Sorgen, wie unsere Bauern auch, nur dass es in diesem Fall nicht EU heißt, sondern USA.

Versuche, das Image zu wandeln
Wieso Medien, wie eben RTL, dieses gewisse Bild vermitteln wollen, ist nur zu ahnen. Dass es um Quote geht, ist Fakt. Aber Quote mit „Trotteln“? Schwer nachzuvollziehen. Wieso nicht Einschaltquoten mit einem unternehmerischen oder gar erotischen Bild? In den letzten Jahren haben junge Landwirte das Image selbst in die Hand genommen. Sogenannte Jungbauern- und Jungbäuerinnenkalender gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Idee kommt aus Österreich vom dortigen Landjugendverband. Die jungen Ösi-Landwirte waren die Ersten, die begannen, ihr Image nicht in die Hand der Medien zu geben, sondern selbst dafür Sorge zu tragen, ernst genommen zu werden. Es mag vielleicht dem einen oder anderen seltsam vorkommen, das Image über Erotik zu definieren, aber es geht darum, Emotionen bei der Bevölkerung freizusetzen. Die Medien machen nichts anderes, nur in die falsche Richtung halt.

Imageunterschiede innerhalb Deutschlands
Auch innerhalb unserer Agrarwirtschaft gibt es im Bewusstsein von Außenstehenden Unterschiede, die allerdings keineswegs gerechtfertigt sind. Weinbauern beispielsweise werden als elegant empfunden, Schweinebauern hingegen als eher derb. Das liegt wohl auch am Trendbewusstsein, vor allem der städtischen Bevölkerung. Es schickt sich aus deren Sicht mehr, ein Gläschen Wein zu gustieren, als ein Schnitzel zu essen. Wenn der Wein dann noch Roteincuvée Donero heißt und dazu noch klassische Musik läuft, ist für diese Menschen die Welt in Ordnung. Obwohl: Ein gut gebackenes Wiener Schnitzel ist auch was Feines. Alles Image.

Ein Gedanke zu „Haben deutsche Bauern ein Imageproblem?

  • ich denke es ist etwas komplexer; fürchte allerdings, dass die „Erotik-Kalender“ im Endeffekt eher schaden werden. Sooo toll ist das Image von leicht bekleideten Menschen in Stall und Feld nun auch nicht.

    OC

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