Forscher testen frühe Geschlechtserkennung bei Hühnereiern
Forscher der Technischen Universität Dresden arbeiten gemeinsam an einem Projekt, im Rahmen dessen sie testen, wie man das Geschlecht von Hühnern vor dem Schlüpfen feststellen kann. Das Forschungsprojekt verfolgt ethische, rechtliche und gesellschaftspolitische Ziele. In Zukunft müssten nicht mehr jährlich etwa 40 Millionen männliche Küken aussortiert und unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet werden, weil sie zu langsam an Gewicht zulegen und zu wenig Fleisch ansetzen.
Die Methode, bei der die sogenannte Nah-Infrarot (NIR)-Raman Spektroskopie zum Einsatz kommt, soll die Geschlechtserkennung zu einem Zeitpunkt möglich machen, an dem nach derzeitigem Kenntnisstand noch keine Schmerzempfindlichkeitsfähigkeit des Hühnerembrios zu erwarten ist. Wie der aid Infodienst mitteilt, werde die „Geschlechtsbestimmung im Ei“ derzeit auf ihre Praxistauglichkeit überprüft.
Die Untersuchung beruht darauf, dass männliche und weibliche Eier im Inneren unterschiedliche Farbspektren aufweisen. Für die Untersuchung wird das Ei entdeckelt, ähnlich wie bei einem Frühstücksei, mit dem Spektrometer gelasert und mit einem Klebeband wieder verschlossen. Das Spektrometer fächert das Licht in seine Spektralfarben wie bei einem Regenbogen auf. Dr. Gerlad Steiner von der Uni Dresden musste allerdings bei der Vorstellung des Projektes bei den Innovationstagen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Mitte Oktober in Köln Abstriche machen. „Kein Ei gleicht dem anderen – und das hat uns voll getroffen“, so der Wissenschaftler. Die Zuverlässigkeit der Methode liege bei den „weiblichen“ Eiern bei 84 Prozent und bei den „männlichen“ bei 92. Bei der Geschlechterbestimmung der Küken anhand ihrer Daunenfärbung und Schwungfederentwicklung liege immerhin bei 98 Prozent.
Ein weiterer Punkt sei nach dem aktuellen Entwicklungsstand auch die Geschwindigkeit der Untersuchungen. Akkordarbeiter bestimmen in einer Stunde das Geschlecht von rund 2.000 Küken. Das könne man nur durch den Einsatz mehrerer, parallel arbeitender Spektroskopiemaschinen schaffen, weiß Steiner.
Auch der finanzielle Aufwand ist noch nicht das „Gelbe vom Ei“, denn die Mehrkosten für den Einsatz der NIR-Raman-Spektroskopie liegen bei rund zwei Cent pro Küken. Und letztendlich stellt sich noch die Frage, was eine perfekte Geschlechtsbestimmung hilft, wenn am Ende kein Küken schlüpft?