Forscher sind sich sicher: Sieht so der Milchviehstall der Zukunft aus?
Die Baugenehmigung für den „Milchviehstall der Zukunft“ liegt bereits vor. Die Entwickler sehen darin einen Prototyp für die künftige Milchviehhaltung.
- So funktioniert der „Milchviehstall der Zukunft“
- Simulation
- Bauvorhaben
Können Tierwohl und effiziente Milcherzeugung künftig optimaler umgesetzt werden? Wissenschaftler der Hochschule Neubrandenburg, des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN) zeigen, wie der „Milchviehstall der Zukunft“ aussehen kann, damit sich Kühe und Kälber wohlfühlen, aber auch Verbraucher einen Einblick in die Milchviehwirtschaft erhalten – ein Mix aus Tierwohlstall und „Showroom“ zugunsten der Transparenz.
Freie Wahl für Kühe, smarte Fütterung und Transparenz
Der „Milchviehstall der Zukunft“ stellt Kühe und Kälber als Familienherde in den Mittelpunkt. Ständiges umgruppieren ist laut den Entwicklern nicht notwendig. Dafür stehen stabile Sozialkontakte und ruhige Herdendynamik im Fokus. Die Tiere haben Wahlfreiheit: Sie entscheiden selbst zwischen Stall, Weide und Winter-Paddock. Im Inneren sorgt eine großzügige freie Liegefläche mit weicher, belüfteter Einstreu und Bäumen für Komfort, Klimagewinn und gutes Liegeverhalten. Automatisches Melken und smarte, automatisierte Fütterungstechnik entlasten die Mitarbeiter.
Die digitale Technik erlaubt individuelle Fütterung und liefert kontinuierlich Gesundheits- und Verhaltensdaten. Die Wissenschaftler dachten auch an transparente Landwirtschaft und Einblicke für Besucher. Ein umlaufender Korridor macht Milchviehhaltung sichtbar. Führungen, Lehre und Dialog gelingen, ohne die Biosicherheit zu kompromittieren. So entsteht ein praxistaugliches, datengestütztes System, das Tierwohl, Arbeitsalltag und Transparenz zusammenbringt und zugleich Langzeitstudien unter realen Bedingungen ermöglicht.
„Milchviehstall der Zukunft“ vorerst als Simulation
Vorab hat das Forschungsteam eine interaktive Simulation des Stalles, der in Dummerstorf in Mecklenburg-Vorpommern entstehen wird, erstellt. Der Standort ist laut den Wissenschaftlern ideal für das Vorhaben, weil dort Forschungseinrichtungen, die sich mit Tierwohl beschäftigen, nahe beieinander liegen und Weideflächen direkt an den Campus grenzen. Die Simulation gibt realistische Einblicke in Abläufe, Platzangebot, Fütterung, Melkwege und Besucherführung.
Wie bei einem „spielbaren Prototyp“ lassen sich Varianten testen, Engpässe erkennen und Verbesserungen sofort ausprobieren, noch bevor der Spatenstich erfolgt. Die Planung ist bau- und betriebsnah durchdacht. Derzeit sucht das Projektteam Partner aus Praxis, Politik und Gesellschaft, die den Schritt vom digitalen Zwilling in die Realität mitgehen. Im geplanten Demonstrations- und Forschungsstall sollen Langzeitstudien unter Praxisbedingungen durchgeführt werden – zu Tiergesundheit und Verhalten, Emissionen, Arbeitsorganisation und gesellschaftlicher Akzeptanz.
Die Baugenehmigung für den Stall, der als Prototyp für die Zukunft der Milchviehhaltung dient, liegt bereits vor. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Bild: homebase²