Ferkel: Weniger Aggression durch Ablenkung
Um bei Ferkeln Stress und Rangordnungskämpfe nach Gruppenneusortierungen zu vermeiden, hat die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover versucht, einen ganz neuen Ansatz zu finden: Die Ferkel sollen einfach abgelenkt werden. Das meldet der Agrarinformationsdienst aid.
Weder eine homogene noch eine heterogene Gruppierung nach Alter, Gewicht, Herkunft oder Geschlecht würden das Aggressionsverhalten maßgeblich verringern, so die Wissenschaftler über die täglichen Verhaltensweisen in den Ställen. Lediglich ein Vergleich der Gruppengrößen von 6, 12 oder 24 Ferkeln zeige, dass in kleineren Gruppen weniger gekämpft werde, heißt es in dem Bericht, der in der Zeitschrift „Der praktische Tierarzt“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler sind aber jetzt zu dem Schluss gekommen, dass mit antrainierter Ablenkung das Aggressionsverhalten auch minimert werden könne.
In einem Versuch wurden 95 Saugferkel aus zehn Würfen in Abferkelbuchten mit Sau in Einzelhaltung mithilfe eines Futterautomaten konditioniert. Der elektronische Futterautomat gibt jeweils nach Erklingen eines speziellen Tons schmackhaftes Futter aus. Die Tiere wurden ab ihrem 25. Lebenstag bis einen Tag vor dem Absetzen jeweils eine Stunde täglich trainiert.
Vom Ergebnis sind die Wissenschaftler überzeugt: Beim Verhalten der am 35. Tag abgesetzten Ferkel in neu zusammengesetzten Gruppen zu jeweils zwölf Tieren habe man eine positive Entwicklung beobachtet. 84 Prozent aller zwischen zwei zuvor trainierten Ferkeln ausgelösten Aggressionen wurden unterbrochen, sobald der Futterautomat inklusive Ton aktiviert wurde. Das Ablenkungsmanöver beendete die aggressiven Verhaltensweisen zwischen den Ferkeln vorzeitig.
Diese im Saugferkelalter erlernte Verhaltensreaktion könne genutzt werden, um zu späteren Zeitpunkten Aggressionen zwischen den Gruppenmitgliedern zu minimieren und Stress für die Tiere zu verringern. Ob eine solche Methode unter Praxisbedingungen funktioniert, müsse weiter untersucht werden, so die tiermedizinischen Forscher.